Hamburg (dpa/lno) – Für die Entschärfung eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg haben am Samstagabend Tausende Menschen Teile des Hamburger Schanzenviertels verlassen müssen. Die 500 Pfund (ca. 227 Kilogramm) schwere Bombe war bei Bauarbeiten auf dem Gelände einer Grundschule gefunden worden. Kurz nach Mitternacht teilte die zu einem Großeinsatz ausgerückte Feuerwehr auf der Plattform X mit, der Blindgänger sei entschärft worden.
Am Abend hatten Polizisten die Anwohner sowie die Besucher von Restaurants, Bars und Kneipen in dem Szeneviertel aufgefordert, den Sicherheitsbereich zu verlassen. Für die Betroffenen wurde eine Notunterkunft in einem Gymnasium eingerichtet. Das Deutsche Rote Kreuz war ebenfalls mit einem großen Aufgebot an Helfern im Einsatz. Der Sperrkreis betrug 300 Meter rund um die Fundstelle in der Altonaer Straße. Die Polizei ging davon aus, dass rund 4.500 Menschen ihre Wohnungen verlassen mussten.
Aufwendige Evakuierung im Bereich Sternschanze
Die Evakuierungsmaßnahmen im Bereich der Sternschanze waren gegen 23:30 Uhr abgeschlossen. Schon am frühen Abend hatte die Polizei auf der Plattform X über den Bombenfund informiert und «alle, die auf dem Weg ins Schanzenviertel sind», darum gebeten «umzukehren oder sich gar nicht erst auf den Weg zu machen».
Dem Anschein nach verlief die Räumung des Sperrkreises ruhig und problemlos. Betroffen war nach Polizeiangaben auch ein Seniorenheim. Da der vor allem am Wochenende stark frequentierte S-Bahnhof Sternschanze ebenfalls innerhalb des geräumten Gebiets lag, wirkte sich der Bombenfund auch nach der Entschärfung noch auf den Bahnverkehr aus.
Helfer und Betroffene berichten
«Brauchen Sie Medikamente, die Sie nicht dabei haben», fragte ein DRK-Mitarbeiter am provisorischen Empfang im Gymnasium Allee im Stadtteil Altona eine ältere Frau mit Rollator. «Wahrscheinlich müssen Sie ein paar Stündchen hier bleiben.» Und: «Sie müssen bei uns bleiben bis die Bombenentschärfung durch ist.»
«Vor einer Stunde kam die Polizei», sagte Andrea (38), der mit seiner Freundin Maria (34) auf einer Matte in der zur Schule gehörenden Turnhalle einen Platz gefunden hatte. Sie hätten 15 Minuten Zeit gehabt, um die Wohnung zu verlassen. «Dann haben wir schnell unsere Sachen eingepackt. Letztes Jahr gab es die gleiche Situation. Wahrscheinlich ist es die gleiche Baustelle. Ich hoffe, es dauert nicht so lange» sagte Andrea.
Fenster und Türen geschlossen halten
Im Bereich von 500 Metern um die Fundstelle sollen Anwohner Fenster und Türen geschlossen halten und dem Gefahrenbereich abgewandte Räume aufsuchen. Die Feuerwehr bat die Menschen zudem, sich nicht im Freien aufzuhalten.
Blindgänger regelmäßiges Problem
In Hamburg werden auch fast 80 Jahre nach Kriegsende noch immer Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, die in den oft weichen Boden eingedrungen sind, ohne zu explodieren. Die Behörden haben Luftbilder der Alliierten, die nach den Angriffen aufgenommen wurden, ausgewertet, um gefährdete Bereiche zu identifizieren. Bei Bauarbeiten werden regelmäßig Sondierungen vorgenommen. Es kommt aber auch vor, dass Bomben unerwartet gefunden werden. Neben Hamburg sind auch andere Städte im Norden von dem Problem betroffen. Ein Schwerpunkt der Luftangriffe war zum Beispiel Kiel wegen der Werft- und Marineanlagen.