Bordesholm (dpa/lno) – An vielen Orten in Schleswig-Holstein sind in den vergangenen Jahren kleine und größere Waldflächen neu angelegt worden. Das schlägt sich auch in den Zahlen der vierten Bundeswaldinventur nieder, die am Dienstag veröffentlicht wurden. 182.457 Hektar oder gut 11,5 Prozent der Landesfläche sind demnach Wälder, wie das Landwirtschaftsministerium mitteilte. Das entspricht etwa der Fläche der Kreise Stormarn und Plön zusammen.
Schleswig-Holstein bleibt waldärmstes Bundesland
Bei der vorangegangenen dritten Bundeswaldinventur 2011/2012 war die Waldfläche in Schleswig-Holstein erst 173.412 Hektar groß. Bundesweit liegt der Waldanteil aktuell bei rund 32 Prozent. «Dieser positive Trend ist sehr erfreulich. Er bestätigt den Erfolg unserer intensiven Anstrengungen für die Neuwaldbildung und Walderhaltung», teilte Forststaatssekretärin Anne Benett-Sturies zu einem Ortstermin im Wald bei Bordesholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) mit. Schleswig-Holstein bleibt das mit Abstand waldärmste Flächenland hinter Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, die jeweils auf rund 25 Prozent Anteil an der Landesfläche kommen.
Hoher Anteil Privatwaldbesitz
Im nördlichsten Bundesland befinden sich mit 50,4 Prozent mehr als die Hälfte der Waldflächen im Privatbesitz. Der Landeswald umfasst 31,6 Prozent der Flächen, Städte und Gemeinden besitzen 14,9 Prozent und 3,1 Prozent entfallen auf Bundeswald. Beim Anteil der Laubwälder steht Schleswig-Holstein hinter dem Saarland bundesweit an der Spitze. Auf 68 Prozent der Waldflächen wachsen Laub- oder Laubmischwälder. Das macht sie widerstandsfähig im Klimawandel. Reine Nadelwaldbestände machen nur drei Prozent der Flächen aus. Bundesweit sind es 16 Prozent. Schleswig-Holstein ist wegen seiner Lage zwischen Nord- und Ostsee auch weniger stark von Witterungsextremen wie Dürre betroffen.
Eine Bundeswaldinventur gibt es alle zehn Jahre. Dazu werden mehr als 520.000 Bäume aufgenommen. An 80.000 Punkten in ganz Deutschland wird in den Wäldern aufgelistet, was zu finden ist. Das reicht von Anzahl, Art und Durchmesser der Bäume und dem Bewuchs am Boden bis zum Totholz. Das Thünen-Institut koordiniert die Inventur und wertet die Daten aus.
Mehr Totholz in den Wäldern
Ein bundesweites Ergebnis ist, dass die Wälder vor allem durch die Folgen des Klimawandels und dem Verlust an Biomasse zu einer Quelle von Kohlendioxid geworden sind. Zuvor war die Menge des in den Wäldern gespeicherten Kohlenstoffs gewachsen. Zum Stichjahr 2022 waren nach Angaben des Ministeriums in Schleswig-Holsteins Wäldern 21,6 Millionen
Tonnen Kohlenstoff gebunden. Die Menge an Totholz habe im Vergleich zur letzten Bundeswaldinventur im Norden um 6 auf 21 Kubikmeter je Hektar zugenommen. Totholz sei ökologisch wertvoll, betonte Benett-Sturies. Allerdings setzt verrottendes Holz auch Kohlendioxid frei.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) reagierte mit der Forderung nach mehr Schutz für den Wald. «Die Bundeswaldinventur zeigt, wie miserabel die Lage unserer Wälder ist. Erstmals ist offenbar aus dem Wald infolge der Klimakrise eine Treibhausgasquelle geworden. Wir müssen es schaffen, den Teufelskreis zu durchbrechen», teilte er mit. Wenn der Wald das Klima nicht mehr schütze und der Artenvielfalt nicht mehr diene, dann hätten Waldbesitzer, Klimaschützer und Naturschützer ein großes gemeinsames Problem. «Das müssen wir angehen. Der Wald braucht Schutz und nachhaltige Nutzung zugleich.»