Fatih Akins Soul Kitchen soll abgerissen werden

Die Tage der Soul-Kitchen-Halle sind gezählt. Hamburgs rot-grüner Senat sieht keine Chance mehr für einen Erhalt. (Archivbild)
Die Tage der Soul-Kitchen-Halle sind gezählt. Hamburgs rot-grüner Senat sieht keine Chance mehr für einen Erhalt. (Archivbild) Foto: picture alliance / dpa

Hamburg (dpa/lno) – Die berühmte Soul Kitchen aus dem gleichnamigen Film von Fatih Akin soll abgerissen werden. Die Halle in Hamburg-Wilhelmsburg ist im Grunde nicht mehr zu retten, geht aus einer Stellungnahme des rot-grünen Senats hervor. 

Ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde betonte jedoch, bislang gebe es keinen konkreten Antrag auf einen Abriss des Gebäudes. In der Vergangenheit hatten sich etliche Kulturaktivistinnen und -aktivisten für den Erhalt des Gebäudes starkgemacht, darunter auch Akin selbst.

Die «Soul-Kitchen-Halle» ist akut einsturzgefährdet, im Juli 2022 sei bereits ein Teil des Daches eingestürzt, das Eisenfachwerk sei teils komplett durchgerostet und weise im Schnitt noch eine Resttragfähigkeit von 25 bis 30 Prozent auf, erklärte der Senat. Für die Halle bestehe auch keinerlei Verwendung mehr bei einer plangemäßen Nutzung als Industriefläche. 

Soul Kitchen gewann in Venedig Spezialpreis der Jury

Der Flim Soul Kitchen hatte am 10. September 2009 im Rahmen der 66. Filmfestspiele von Venedig Weltpremiere und gewann den Spezialpreis der Jury. In ihm dreht es sich um den Kampf des Wirts Zinos Kazantsakis – dargestellt von Adam Bousdoukos – um den Erhalt seines Restaurants Soul Kitchen. Er gilt auch als eine Liebeserklärung Akins an seine Heimatstadt Hamburg.

Durch den Film habe die Soul-Kitchen-Halle in weiten Teilen der öffentlichen Wahrnehmung einen symbolischen Stellenwert erhalten, räumte der Senat ein. Deshalb sei auch darüber nachgedacht worden, die gesamte Halle an eine andere Stelle zu verlagern. Das sei aber mit rund 1,6 Millionen Euro zu teuer – erst recht, da es auch kein Ersatzgrundstück gebe und auch keinen Verwendungszweck für die Halle.

Verlegen des Gebäudes zu teuer

Ein Gutachter habe dann vorgeschlagen, ein weniger beschädigtes Teil des Eisenfachwerks 
bei einem Abbruch der Halle auszubauen und diesen als Reminiszenz an die Soul-Kitchen-Halle in einen Neubau zu integrieren. Mangels eines geeigneten Projekts sei das aber letztlich nicht weiterverfolgt worden. 

Hinzu komme, dass das die Halle in einem Industriegebiet steht, und damit eine kulturelle oder gastronomische Nutzung nicht zulässig sei. Das Fazit des Senats daher: Nachdem seitens der beteiligten Ämter und Behörden gutachterlich belegt werden könne, dass ein Erhalt des Bauwerks nicht möglich sein werde, sollte die Fläche nun einer plangerechten Vermarktung als Industriegrundstück zugeführt werden. «Mit der Vermarktung des Grundstücks würde folgerichtig der Abbruch der Soul-Kitchen-Halle einhergehen.»

Linke nennen Pläne ein Armutszeugnis für Hamburgs Kulturpolitik

Die Links-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft kritisiert das geplante Vorgehen. Hamburg brauche dringend mehr kulturelle Flächen – und nicht deren Abriss, sagte deren kulturpolitischer Sprecher Norbert Hackbusch. Für die vielen Kulturaktivistinnen und -aktivisten in Wilhelmsburg sei das ein Schlag ins Gesicht – und für Hamburgs Kulturpolitik ein Armutszeugnis.