Henstedt-Ulzburg – (dpa/lno) – Mehrere Hundert Menschen haben in Henstedt-Ulzburg zum Start des Landesparteitages der AfD Schleswig-Holstein lautstark gegen die Partei protestiert. Am Vormittag habe sich ein Aufzug mit rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Bewegung gesetzt, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur.
Unter den Protestierenden waren die Omas gegen rechts, Verbände, Parteien und Familien mit Kindern und auch ein sogenannter schwarzer Block, wie ein dpa-Fotograf beschrieb. Sie hielten bunte Fahnen und Plakate in die Höhe. Darauf war unter anderem «Fledermaus statt Nazi-Graus», «Nicht mit uns» und «Nationalismus raus aus den Köpfen» zu lesen.
Die Stimmung vor dem Bürgerhaus sei wie erwartet hier und da hitzig, es habe aber zunächst – abgesehen von den üblichen Scharmützeln – keine großen Zwischenfälle gegeben, sagte die Polizeisprecherin.
Die Demonstranten hatten den ankommenden AfD-Mitgliedern in Sprechchören unter anderem «Schämt euch» und «Ihr habt keinen Platz in dieser Stadt» zugerufen. Der AfD-Parteitag wird am Sonntag mit Vorstandswahlen und Wahlen für die Bundesliste fortgesetzt.
Übergriffe auf Einsatzkräfte aus Kundgebung heraus
Im Verlauf des Aufzuges durch die Stadt und am Bürgerhaus vorbei hätten sich dann aber einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer vermummt, weshalb die Kundgebung kurzzeitig gestoppt worden sei. Zwei Menschen aus der Gruppe hätten in dem Zusammenhang die Einsatzkräfte angegriffen.
Zudem wollten rund zehn Menschen eine Polizeikette durchbrechen und griffen nach Angaben der Polizei die Einsatzkräfte auch körperlich an. Ein weiterer Teilnehmer habe einem Polizisten eine Fahnenstange auf den Kopf und die Kamera geschlagen. Der Beamte trug einen Helm und blieb unverletzt.
Insgesamt wurden 38 Strafverfahren eingeleitet – vier wegen der Angriffe auf die Polizisten und 34 wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs. Die Polizei sprach zudem eine mittlere zweistellige Zahl an Platzverweisen aus.
Stinke-Flüssigkeit auf Toiletten schon am Vortag im Bürgerhaus
Bereits am Abend vor dem AfD-Landesparteitag war die Polizei in dem Bürgerhaus im Einsatz, weil im Toilettenbereich eine stark riechende Flüssigkeit verschüttet wurde. Zur Tatzeit seien zwei Menschen in Halloween-Kostümen am Tatort beobachtet worden. Der Feuerwehr zufolge soll die Flüssigkeit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine gesundheitsgefährdenden Substanzen enthalten haben.
Einen Zusammenhang mit dem AfD-Parteitag konnte die Polizei zunächst nicht ausschließen. Deshalb übernahm die Fachdienststelle für politisch motivierte Straftaten der Bezirkskriminalpolizeiinspektion Kiel die weiteren Ermittlungen.