Uelzen (dpa) – Massive Probleme machen dem Bahnverkehr in Norddeutschland schwer zu schaffen. Pendler und Bahnreisende müssen nach mehreren Zugunfällen in Niedersachsen mit erheblichen Einschränkungen rechnen. In der Nacht kollidierte ein Regionalzug auf der Strecke Uelzen-Hannover mit einem umgestürzten Baum, wie das Bahnunternehmen Metronom mitteilte. Auch zwei Züge des Betreibers Erixx stießen mit Bäumen zusammen. Bei der Deutschen Bahn war nach Angaben des Unternehmens seit Mittwoch jeder zweite Zug im Fernverkehr verspätet. Die Lage stabilisiere sich aber.
Fahrgäste weit über Norddeutschland hinaus betroffen
Betroffen waren demnach auch Fahrgäste in anderen Regionen, «weit über Norddeutschland hinaus», wie die Bahn mitteilte. Einsatzkräfte von Feuerwehr und Reparatur-Teams der Bahn arbeiteten daran, die Strecken wieder befahrbar zu machen. Auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin, wo es am Vormittag zwischenzeitlich keine Direktverbindungen gegeben habe, verkehrten wieder Züge auf direktem Wege. Vor allem im nördlichen Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen hätten umgestürzte Bäume Schäden an Bahnanlagen verursacht und sich auf den Fern-, Regional- und Güterverkehr ausgewirkt.
Nach Metronom-Angaben wurde bei dem Unfall zwar niemand verletzt, aber die Folgen der Kollision bei Suderburg in der Lüneburger Heide für den Verkehr waren gravierend: Die Oberleitung wurde stark beschädigt und riss, der gesamte Streckenabschnitt Uelzen-Celle-Hannover wurde gesperrt.
Keine Verletzten
«Der Baum lag auf der Strecke Uelzen-Hannover auf den Gleisen, und der Zug ist damit kollidiert. Ob der Grund für den umgestürzten Baum der Sturm war, wissen wir noch nicht. Das wird derzeit untersucht», sagte ein Metronom-Sprecher am Morgen. Auch nach Angaben der Deutschen Bahn ist die genaue Ursache noch unklar. Der Deutsche Wetterdienst hatte von schweren Sturmböen und Unwetter gesprochen. Im Tagesverlauf sollte der Wind langsam nachlassen.
Der Regionalzugbetreiber Erixx sperrte nach witterungsbedingten Zugunfällen zwei Strecken, Verletzte gab es nicht. Auf der Strecke des RB 47 zwischen Uelzen und Braunschweig kollidierte ein Zug mit einem Baum – bei Wahrenholz im Landkreis Gifhorn. Es kam zu einem technischen Defekt an der Zugtechnik, der Zug musste den Angaben zufolge abgeschleppt werden. Der Zugverkehr zwischen Gifhorn und Wahrenholz wurde zwischenzeitlich eingestellt, ebenso zwischen Dahlenburg und Lüneburg auf der Strecke des RB 32. Dort stieß ebenfalls ein Zug mit einem Baum zusammen. Der Triebwagen blieb laut Erixx fahrbereit und kehrte nach Dahlenburg zurück, die Fahrgäste wurden per Bus nach Lüneburg gebracht.
Probleme auch zwischen Lüneburg und Uelzen
Zuvor hatte ein Gewitter im Landkreis Lüneburg den Bahnverkehr seit Dienstagabend bereits in weiten Teilen Deutschlands massiv beeinträchtigt. Die Folgen eines Blitzeinschlags in einen Baum, der teilweise auf eine Oberleitung kippte, waren in ganz Norddeutschland, aber auch bis in den Süden und nach Basel in der Schweiz zu spüren. Der Blitz war in den Baum in der Gemeinde Deutsch Evern eingeschlagen. Im gesamten Fernverkehr kam es zu Verspätungen und Zugausfällen.
Gegen Mittag meldete die Deutsche Bahn noch Ausfälle der ICE-Züge von Hamburg nach Berlin, die ICE-Züge von Hamburg nach München fallen demnach zwischen Hamburg und Hannover aus. ICE- und IC-Züge von Stralsund nach Frankfurt/Main fallen zwischen Hamburg und Frankfurt aus, und die ICE-Züge von Hamburg nach Darmstadt verspäten sich.
Probleme auch bei der S-Bahn Hannover
Auch bei der S-Bahn Hannover sorgte der nächtliche Sturm für Verspätungen und Ausfälle. Ein Blitzeinschlag bei Hamburg habe Signalstörungen und Streckensperrungen verursacht, die Folge seien Verspätungen auf den S-Bahnlinien S1 und S2, teilte der Betreiber Transdev mit. Ausfälle und Verspätungen gab es zwischenzeitlich auch auf der Linie S5, außerdem Verspätungen der Linien S6, S7 und S3.
Laut Metronom ist der Nahverkehr auf dem gesamten Streckenverlauf Hamburg – Lüneburg – Uelzen – Celle – Hannover – Göttingen stark eingeschränkt, es kommt zu Zugausfällen. Ein Ersatzverkehr mit Bussen sei in diesem Umfang nicht möglich, ein geregelter Zugverkehr frühestens am späten Donnerstagnachmittag «wieder denkbar». «Reisende sollten auf alternative Verkehrsmittel umsteigen», riet Metronom-Sprecher Björn Tiedemann.