Hamburg/Kiel/Rostock (dpa) – Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad sind in ganz Norddeutschland Tausende Menschen auf die Straßen gegangen. Allein in Hamburg versammelten sich am Hauptbahnhof geschätzt rund 3.000 Menschen, um den Machtwechsel in dem von Diktatur und Bürgerkrieg geplagten Land zu feiern. Weitere Kundgebungen gab es in Kiel und Neumünster in Schleswig-Holstein sowie in Schwerin, Rostock und Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern.
Ausgelassene Stimmung in Hamburg
Die Stimmung auf dem Hachmannplatz vor dem Hamburger Hauptbahnhof war ausgelassen und friedlich. Die Polizei sprach von einer Teilnehmerzahl im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich. Nennenswerte Zwischenfälle gab es demnach keine. Viele nach Deutschland geflüchtete Syrer fielen sich in die Arme, tanzten und sangen. Syrische, palästinensische und vereinzelt auch kurdische Fahnen wurden geschwenkt.
Von diesem Tag habe sie lange geträumt, sagte eine junge Syrerin. Nun könne sie endlich in ihre Heimat zurückkehren. Ein anderer Syrer, der mit seinem elf Jahre alten Sohn zu der Kundgebung gekommen war, sah die Zukunft seines Kindes dagegen in Deutschland: «In Syrien ist alles kaputt von Assad», sagte der Mann. Andere Kundgebungsteilnehmer wollten erst einmal die weitere Entwicklung in Syrien abwarten, bevor sie über eine Rückkehr entscheiden.
Zu einer zweiten, am Neuen Pferdemarkt für den Nachmittag angemeldeten Demonstration seien hingegen nur sehr wenige Teilnehmer gekommen – vermutlich wegen der größeren Versammlung am Hauptbahnhof, sagte ein Polizeisprecher. Ein angekündigter Demonstrationszug in die Innenstadt fiel aus.
Volksfestcharakter bei weiteren Kundgebungen im ganzen Norden
In Schleswig-Holstein fand die größte Kundgebung in Kiel ebenfalls am Hauptbahnhof statt, wo sich laut Polizei um die Mittagszeit bis zu 600 Menschen unter dem Motto «Freiheit für Syrien» versammelten. In Neumünster kamen demnach bis zu 100 Menschen zusammen, um den Sturz Assads zu feiern. «Den 8. Dezember 2024 werden wir nie vergessen – Syrien wurde von Diktator Assad befreit, wie damals Deutschland von Adolf Hitler!», sagte ein Teilnehmer.
Auch in Schwerin gingen laut Polizei etwa 650 Menschen auf die Straße. Im Rostocker Rosengarten waren es demnach etwa 300. Auch dort tanzten die Menschen zu Musik, schwenkten Fahnen und stimmten in Sprechchöre ein. Eine kleinere Versammlung mit etwa 30 Teilnehmern gab es zudem in Güstrow.
Bei den Versammlungen habe es keine Probleme gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Das Ganze habe eher Volksfestcharakter. «Man feiert, man freut sich über die Situation im Heimatland.»
Entwicklung in Syrien hatte sich zuletzt überschlagen
Die Ereignisse in Syrien hatten sich zuletzt überschlagen: Innerhalb von weniger als zwei Wochen erlangte eine Allianz aus Aufständischen in Syrien die Kontrolle über die wichtigsten Städte und zwang Assad zur Flucht.