Kieler Polizisten trotz Gewaltvorwürfen weiter im Dienst

Laut Sabine Sütterlin-Waack sind zwei Polizisten trotz Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts einer Körperverletzung im Amt noch im Dienst. (Archivbild)
Laut Sabine Sütterlin-Waack sind zwei Polizisten trotz Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts einer Körperverletzung im Amt noch im Dienst. (Archivbild) Foto: Marcus Brandt/dpa

Kiel (dpa/lno) – Zwei Polizisten sind trotz Vorwürfen der möglichen Gewalt bei einem Einsatz in Kiel weiter im Dienst. Die strafrechtlichen Ermittlungen hätten Vorrang vor den disziplinarrechtlichen Vorgängen, sagte die Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) im Innen- und Rechtsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Ein Disziplinarverfahren sei somit bisher nicht eingeleitet worden. 

Die Direktorin der Landespolizei, Maren Freyher, sagte, dass einer der beiden Beamten aus anderen Gründen nicht im Streifendienst eingesetzt werde. Es wurde nicht näher darauf eingegangen, ob sein Kollege noch im Außendienst tätig sei.

Im Raum steht der Vorwurf, dass die zwei Beamten im Januar 2023 einen heute 28-Jährigen im Rahmen einer Durchsuchung geschlagen haben. Das Opfer soll eine Nasenbeinfraktur sowie Schürfwunden im Gesicht erlitten haben. Auf einem tonlosen Handyvideo, das den Vorfall zeigen soll, ist zu sehen, wie Polizisten einen Mann kontrollieren und fixieren. Auch Schläge sind darauf zu erkennen. Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt seit August wegen des Anfangsverdachts einer Körperverletzung im Amt. 

Video führte zu Ermittlungen

Der 28-Jährige war zwischenzeitlich selbst vor Gericht gelandet, weil die Beamten ihn wegen eines tätlichen Angriffs anzeigten. Das Kieler Amtsgericht sprach den Handwerker im Juni 2024 von dem Vorwurf frei und stellte fest, dass dessen Durchsuchung rechtswidrig war. Sein Anwalt hatte das Video vorgelegt.

Wörtlich heißt es in der Urteilsbegründung: «Der Angeklagte wurde ausweislich des vom Verteidiger zur Akte gereichten Videos nicht nur unrechtmäßig durchsucht, sondern zudem geschlagen und malträtiert in einer Weise, die der Darstellung der Polizeibeamten in geradezu erschreckender Weise widerspricht und diametral gegenübersteht.»