Antrag zum Insolvenzgeld für Schuhhändler Görtz gestellt

Insolvenzverwalter Gideon Böhm hat nach der neuerlichen Insolvenz des Schuhhändlers Görtz die Zustimmung der Bundesarbeitsagentur zur Vorfinanzierung des Insolvenzgelds beantragt.
Insolvenzverwalter Gideon Böhm hat nach der neuerlichen Insolvenz des Schuhhändlers Görtz die Zustimmung der Bundesarbeitsagentur zur Vorfinanzierung des Insolvenzgelds beantragt. Foto: Marcus Brandt/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Nach der neuerlichen Insolvenz des Hamburger Schuhhändlers Görtz hat der Insolvenzverwalter für die rund 400 Beschäftigten der Görtz Retail GmbH bei der Bundesagentur für Arbeit die Zustimmung zur Vorfinanzierung des Insolvenzgelds beantragt. Zuletzt hatte Insolvenzverwalter Gideon Böhm die Lage mit Blick auf die Löhne als kritisch bezeichnet. Problematisch sei vor allem das nach der ersten Insolvenz 2023 entwickelte Sanierungskonzept, hatte er am vergangenen Freitag gesagt.

So habe die österreichische Investorin CK Technology Solutions GmbH von Bolko Kissling nur den ersten Teil des zugesagten Beitrags in Höhe von 500.000 Euro geleistet. «Der zweite Teil in Höhe von 1,3 Millionen Euro wurde nicht gezahlt, sondern mit behaupteten Gegenforderungen verrechnet.» Dieser Vorgang ist den Angaben zufolge seit Mai 2024 beim Landgericht Hamburg anhängig. Nach Auffassung der Bundesagentur für Arbeit ist damit das erste Insolvenzereignis nicht beseitigt, weshalb jetzt nicht schon wieder Insolvenzgeld gewährt werden könne, hieß es.

Görtz Holding und die Atlant Logistik GmbH ebenfalls insolvent

Unterdessen habe sich Kissling nun den bereits gestellten Fremdanträgen über das Vermögen der Görtz Retail GmbH mit einem Eigenantrag angeschlossen, teilte der Insolvenzverwalter mit. Außerdem hat er laut dem Portal Insolvenzbekanntmachungen für die Görtz Holding GmbH und die Atlant Logistik GmbH beim Amtsgericht Hamburg Insolvenzanträge gestellt. Für die rund 55 Beschäftigten der Görtz Holding und die etwa 50 Beschäftigten der Atlant Logistik sollen bei der Bundesagentur für Arbeit gleiche Anträge gestellt werden.

Die Görtz Holding GmbH und die Atlant Logistik GmbH seien 2023 ebenfalls Teil des Insolvenzplans und der äußerst ambitionierten Sanierungskonzeption gewesen, sagte Böhm. «Aus diesem Grund stehen wir auch in diesen Verfahren vor einer sehr schwierigen Ausgangslage.» Böhm kündigte an, für alle drei Görtz Gesellschaften mögliche Sanierungsaussichten zu prüfen. Es gebe auch schon mögliche Kaufinteressenten. Während der Prüfung stünden die noch geöffneten Filialen für die Kundinnen und Kunden weiter zur Verfügung.

2022 hatte Görtz noch rund 1.800 Beschäftigte

Zu Beginn des ersten Insolvenzverfahrens im September 2022 hatte das 1875 gegründete Hamburger Traditionsunternehmen noch rund 1.800 Beschäftigte. Damals betrieb das Unternehmen rund 160 Filialen in Deutschland und Österreich. In der Folge musste das Unternehmen zahlreiche Standorte schließen. Oft ging es dabei um Mietschulden. Medienberichten zufolge sollen inzwischen nur noch gut 30 Filialen in Deutschland und Österreich existieren.