Hamburg (dpa/lno) – Jedes Jahr sterben in Hamburg Menschen nach dem Konsum von Kokain, Heroin oder anderen Drogen. «Es gibt eine tödliche Lücke zwischen Konsum und Hilfsangeboten, Stichwort Stigmatisierung», sagte Sarah Kessler von der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen der Deutschen Presse-Agentur. Mehr Aufklärungsarbeit könne dazu beitragen, dass Betroffene sich nicht schämten, Hilfe zu suchen.
Hamburg bietet demnach mit rund 40 Trägern Suchthilfe-Angebote mit unterschiedlichen Ansätzen. Diese leisten laut Kessler eine wichtige Arbeit, um Abhängige zu unterstützen und einer Stigmatisierung entgegenzuwirken. Dennoch gebe es gesellschaftliche und politische Herausforderungen.
Abhängige suchen oft erst spät Hilfe
Bis Drogenabhängige Beratungsstellen aufsuchen, vergehen demnach häufig viele Jahre. Hier seien Aufklärungskampagnen und Präventionsarbeit nötig, die auch Scham abbauen, sagte Kessler. Abhängigkeitserkrankungen seien noch immer mit Narrativen wie «Willensschwäche» oder «Selbst-Schuld»-Vorwürfen verbunden. Zusätzlich brauche es daher mehr niederschwellige Angebote.
Die Zahl der Drogentoten in Hamburg schwankte nach Angaben der Landesstelle für Suchtfragen in den vergangenen zehn Jahren. Die aktuellsten Zahlen gibt es für das Jahr 2023, als 88 Menschen in der Hansestadt durch den Konsum von Kokain, Heroin, Ersatzdrogen wie Methadon oder andere Rauschgifte starben.
2022 waren 96 Drogentote gezählt worden, im Jahr davor 76. Im Jahr 2013 gab es in der Hansestadt 62 Drogentote. «2023 sind die Zahlen zwar leicht gesunken, ein Trend lässt sich daraus aber nicht schließen», sagte die Expertin. Die Zahlen für 2024 liegen demnach bisher nicht vor.
Viele starben durch Kokain
An Vergiftungen durch nur eine Substanz starben 2023 laut Senatsantwort 30 Menschen – zwölf von ihnen nach Kokain- oder Crack-Konsum. Bei elf Menschen waren Vergiftungen durch die Ersatzdroge Methadon die Todesursache. An Heroin- oder Morphin-Überdosen starben vier Menschen.
In den anderen Fällen waren mehrere Substanzen im Spiel – auch hier vor allem Kokain beziehungsweise Crack (26 Fälle), Heroin (19) und die Ersatzdroge Methadon (24). Das Durchschnittsalter der Betroffenen lag 2023 bei 42,6 Jahren. 18 Menschen waren jünger als 30 Jahre.
Seit 2017 gibt es nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) deutschlandweit einen stetigen Anstieg bei den Drogentoten. Immer mehr Rauschgiftsüchtige würden gleichzeitig mehrere Drogen nehmen.