
Itzehoe (dpa/lno) – Vier Brüder sollen in Wedel einen Musiklehrer auf einem Parkplatz mit einem Messer angegriffen haben. Etwas mehr als ein halbes Jahr nach der Attacke sind die Brüder vor dem Landgericht Itzehoe angeklagt. Die bei der Tat 17, 19 und zwei 21 Jahre alten Männer waren bereits im August 2024 in Untersuchungshaft gekommen.
Vorwurf des versuchten Mordes
Die Staatsanwaltschaft warf den Angeklagten versuchten Mord vor. Sie sollen gemeinschaftlich, heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen gehandelt haben. Grund sei gewesen, dass der damals 67 Jahre alte Musikdozent aus Tornesch (Kreis Pinneberg) eine außereheliche Beziehung mit der Mutter der Tatverdächtigen geführt habe, sagte Staatsanwältin Madeleine Hader.
Daher hätten die vier Syrer ihm auf dem Parkplatz der Volkshochschule Wedel aufgelauert und mit einer Bitte abgelenkt. Dann habe einer der Tatverdächtigen den Lehrer von hinten mit einem Messer vier Stichverletzungen in Hals, Rücken und Schulter zugefügt. Diese Verletzungen waren laut Staatsanwaltschaft zum Teil lebensbedrohlich.
Der Verteidiger Alexander Kienzle erklärte nach der Anklage, dass der Prozess nicht nur beweisen müsse, ob die vier Verdächtigen die Tat begangen haben, sondern auch wie. Äußern wollten sich die Brüder zunächst nicht. Der Prozess soll am 04. März fortgeführt werden. Das Urteil soll voraussichtlich am 22. Juli fallen.
Hin und Her beim Prozessbeginn
Noch vor der Verlesung der Anklage gab es eine längere Debatte, ob die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen werde. Die Verteidigung der Angeklagten sprach sich für den Ausschluss aus. Ein Grund dafür sei, dass ein Tatverdächtiger bei der Attacke noch 17 Jahre alt war, sagte Rechtsanwalt Kienzle. Zudem würden vor Gericht die Familienverhältnisse der Brüder, von denen einer bei der Tat jugendlich und ein weiterer heranwachsend war, besprochen.
Eine Berichterstattung darüber könnte ihm zufolge die Kommunikation hemmen. Des Weiteren kritisierte Kienzle, dass die Angeklagten schon vorab durch Berichterstattung zu Objekten rassistischer Hetze geworden waren. Daher bestehe durch weitere Berichterstattung die «konkrete Gefahr weiterer Bloßstellungen und Diffamierungen».
Auch die Verteidigerin des zur Tatzeit 19-Jährigen, Anna Hoffmann, betonte: «Der Ausschluss sei im Interesse des Mandanten geboten.» Die konkrete Gefahr von Bloßstellungen und Diffamierungen könne die Wahrheitsfindung gefährden. Dem Gesuch schlossen sich Staatsanwaltschaft und Nebenklage an.
Richterin: Öffentliches Interesse überwiegt
Die Richterin Rebecca Knof folgte den Anträgen allerdings nur zum Teil. So sollen nach ihrer Begründung nur die Teile des Prozesses ohne Öffentlichkeit verhandelt werden, die die zur Tatzeit 17- und 19-Jahre Angeklagten betreffen. Zu allen weiteren Erörterungen in der Verhandlung sei die Öffentlichkeit weiter zugelassen.
Sollten sich weitere Aspekte im Prozess ergeben, die eventuell ohne Öffentlichkeit verhandelt werden sollten, werde erneut darüber diskutiert. Das öffentliche Interesse an der Verhandlung überwiegt laut der Richterin dem schutzwürdigen Interesse aller Angeklagten. Auch eine Gegendarstellung der Verteidigung wies die Richterin zurück.