
Hamburg (dpa/lno) – 39 Menschen sind im vergangenen Jahr im Hamburger Straßenverkehr ums Leben gekommen. Das bedeute einen Anstieg um fast 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023, als 28 Menschen tödlich verunglückten, sagte Polizeipräsident Falk Schnabel bei der Vorstellung der Verkehrssicherheitsbilanz für 2024.
20 der tödlichen Verkehrsunfälle des vergangenen Jahres seien von den Betroffenen selbst verursacht worden. Das gelte auch für alle 6 getöteten Motorradfahrer sowie für 8 der 14 gestorbenen Fußgänger. «Das ist tragisch, weil fast jeder Fall vermeidbar gewesen wäre», sagte Innensenator Andy Grote (SPD).
Zwei Kinder unter Verkehrstoten
Unter den Opfern waren wie im Vorjahr zwei Kinder. Ein neunjähriger Junge starb am 19. Februar, als er an einer Bushaltestelle im Stadtteil Neuallermöhe nach seiner Jacke greifen wollte und dabei das Gleichgewicht verlor. Ein Linienbus überrollte ihn.
Das zweite Kind war ein zweijähriger Junge, der am 26. August mit einem Zwillingsbruder im Auto seiner Mutter saß. Das Auto wurde beim Einbiegen in den Schiffbeker Weg von zwei anderen Wagen gerammt, die mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs waren. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die beiden Fahrer im Alter von 23 und 24 Jahren Anklage wegen illegalen Straßenrennens und gemeinschaftlichen Mordes erhoben.
In der Nacht zu Silvester ereignete sich der einzige Unfall des Jahres mit mehr als einem Todesopfer: Auf der Kieler Straße in Altona-Nord fuhr ein Wagen mit drei Männern gegen einen Lichtmast und einen Baum. Der 28-jährige Fahrer und ein 23 Jahre alter Mitfahrer erlitten tödliche Verletzungen.
Unfallrisiko besonders für Kinder gesunken
Trotz der deutlich höheren Zahl an Verkehrstoten hob Grote eine grundsätzlich positive Tendenz hervor: Die Zahl der Unfälle mit Verletzten sank um 4,6 Prozent auf 7.426, die der verunglückten Menschen um 5,0 Prozent auf 8.874. Je 100.000 Einwohner seien 465 Menschen verletzt worden, nach 494 im Vorjahr. Diese Zahl sei nur in den Corona-Jahren 2020 und 2021 geringer gewesen.
Besonders stark war der Rückgang bei den verletzten Kindern, und zwar um 18,8 Prozent. Das statistische Risiko für Kinder, im Hamburger Straßenverkehr zu Schaden zu kommen, sei so gering wie noch nie seit Beginn der Erfassung. «Niemand ist auf unseren Straßen sicherer als unsere Kinder», sagte Grote.
Weniger verunglückte Radfahrer und Fußgänger
Auch die Zahl der verunglückten Radfahrer sank, und zwar um 5,4 Prozent auf 2.986. 10 von ihnen erlitten tödliche Verletzungen. Jeder fünfte Unfall war ein sogenannter Eigenunfall, das heißt, dass keine anderen Verkehrsteilnehmer beteiligt waren.
Die Polizei zählte außerdem 944 verunglückte Fußgänger, 4,6 Prozent weniger als im Vorjahr. 14 von ihnen starben. In fast der Hälfte der aller Fälle (43 Prozent) verursachten die Fußgänger den Unfall selbst. «Es erschüttert mich, wie leichtfertig manch einer sein Leben riskiert», sagte der Leiter der Verkehrsdirektion, Enno Treumann. Er rief die Verkehrsteilnehmer zu mehr Vorsicht und Beachtung der Regeln auf.
Viele E-Scooter-Unfälle
Deutlich häufiger verunglückten E-Scooter-Fahrer. Die Zahl der Verletzten stieg um 7,0 Prozent auf 533. 7 von 10 Unfällen seien von den Fahrern selbst verursacht worden, sagte Treumann. Bei jedem siebten Unfall seien Alkohol oder Drogen im Spiel gewesen.
Mehr Überwachung
Die Zahl der Unfälle insgesamt stieg um 0,6 Prozent auf 64.004. Doch in fast 90 Prozent der Fälle blieb es bei Sachschäden. Treumann kündigte an, dass die Hamburger Polizei neben der Prävention auch die Überwachung verstärken werde. Dabei würden auch Drohnen eingesetzt werden, die allerdings nur der Beobachtung dienen und keine Bilder machen. Die Zahl der stationären Blitzer soll um einen auf 48 erhöht werden. Die Polizei setzt inzwischen aber mehr auf mobile Überwachungsgeräte. Es gibt zurzeit 20 sogenannte Anhänger. Deren Zahl solle nicht signifikant erhöht werden, sagte Treumann.
CDU: Rot-Grün macht Straßenverkehr gefährlicher
Die CDU-Bürgerschaftsfraktion kritisierte, dass es trotz insgesamt gesunkenem Verkehrsaufkommen erneut mehr Verkehrsunfälle in der Stadt gab. Mit insgesamt 39 Verkehrstoten haben Hamburg den höchsten Wert seit über 15 Jahren verzeichnet. «Unter Bürgermeister Tschentscher und seinem rot-grünen Senat ist der Hamburger Straßenverkehr gefährlicher, staureicher und langsamer geworden», sagte Fraktionschef Dennis Thering.