
Hamburg (dpa/lno) – Bei der Bundestagswahl in Hamburg zeichnete sich am Nachmittag eine etwas höhere Wahlbeteiligung ab als vor vier Jahren. Bis 14.00 Uhr hatten nach Angaben des Landeswahlleiters bereits 64,2 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger abgestimmt. Bei der Wahl 2021 waren es zu diesem Zeitpunkt 63,9 Prozent.
Insgesamt sind knapp 1,3 Millionen Hamburgerinnen und Hamburger zur Bundestagswahl aufgerufen. Die 1.269 Wahllokale der Stadt schließen um 18.00 Uhr.
Bereits viele Briefwähler
Bis Freitag hatten sich nach Angaben des Landeswahlamts rund 36 Prozent der Wahlberechtigten für die Briefwahl entschieden. Einen höheren Wert gab es nur bei der Wahl 2021, damals unter Corona-Bedingungen. Bei der Bundestagswahl 2021 betrug die Wahlbeteiligung in Hamburg am Ende 77,8 Prozent.
In der Hansestadt stehen zwölf Parteien mit ihren Landeslisten auf den Wahlzetteln. In den sechs Wahlkreisen – Mitte, Altona, Eimsbüttel, Nord, Wandsbek und Bergedorf/Harburg – treten insgesamt 49 Kandidaten von neun verschiedenen Parteien an.
Rot-Grün muss mit Verlusten rechnen
Bei der Bundestagswahl im September 2021 war die SPD mit 29,7 Prozent der Zweitstimmen die stärkste Kraft in Hamburg geworden. Die Grünen landeten mit 24,9 Prozent vor der CDU, die mit 15,4 Prozent den dritten Platz belegte. Die FDP erreichte 11,4 Prozent, die Linke 6,7 Prozent, die AfD 5,0 Prozent.
Vier von sechs Hamburger Wahlkreisen gewannen Kandidaten der SPD direkt, zwei gingen an die Grünen. Über die Landeslisten zogen zehn weitere Abgeordnete (drei CDU, je zwei Grüne und FDP, je eine SPD, AfD und Linke) aus Hamburg in den Bundestag ein. Die Linken-Abgeordnete wechselte später zum BSW.
Entgegen dem Bundestrend könnte die SPD in Hamburg diesmal erneut stärkste Kraft werden. Laut der jüngsten von Radio Hamburg und der «Zeit» in Auftrag gegebenen Umfrage vom Januar müssen die Sozialdemokraten zwar auch in der Hansestadt mit Verlusten rechnen, bleiben aber mit 27 Prozent auf Platz eins vor Grünen und CDU, die bei 22 beziehungsweise 19 Prozent landeten. Die AfD käme demnach auf 13, die Linke auf 6 und FDP und BSW jeweils auf 4 Prozent.
In bundesweiten Umfragen lag dagegen die Union zuletzt klar vorn. Die SPD, angeführt vom Bundeskanzler und ehemaligen Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz, würde demnach deutschlandweit hinter der AfD nur drittstärkste Kraft.
In Eimsbüttel tritt für die SPD mit Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt ein enger Scholz-Vertrauter an. Der Wahlkreis war lange in Hand der SPD, wurde 2021 aber mit nur 359 Stimmen Vorsprung vom Grünen-Kandidaten Till Steffen gewonnen, der auch diesmal wieder antritt. Schmidt bewirbt sich das erste Mal um ein Mandat. Er steht auch auf Platz eins der SPD-Landesliste.
Zwei Wahlen innerhalb von acht Tagen in Hamburg
Nur eine Woche nach der vorgezogenen Bundestagswahl sind die Hamburgerinnen und Hamburger erneut zur Wahl aufgerufen – am 2. März wird planmäßig über die neue Bürgerschaft abgestimmt. Es ist die einzige Wahl eines Landesparlaments in diesem Jahr.
Laut einer Umfrage vom vergangenen Freitag haben SPD und Grüne gute Chancen, ihre Zusammenarbeit im Hamburger Rathaus fortsetzen zu können. So käme die SPD laut der von Infratest dimap für die ARD durchgeführten Umfrage auf 32 Prozent der Stimmen. Die Grünen kämen demnach auf 18 Prozent, knapp gefolgt von der CDU mit 17 Prozent. Linke und die AfD landeten jeweils bei 10 Prozent der Stimmen. Alle übrigen Parteien – darunter FDP, Volt und BSW – würden an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.