
Boren (dpa/lno) – Die Verzögerungen beim Bau der neuen Schleibrücke bei Lindaunis sorgen für Unmut beim Land und der Region. «Die Entwicklungen sind vollkommen unbefriedigend», sagte Staatssekretär Tobias von der Heide (CDU) der dpa. «Unser Eindruck ist, es geht nicht voran.» Man werde mit der Deutschen Bahn noch einmal sehr dringlich Kontakt aufnehmen, dass sich da was ändern müsse.
Seit Jahren kann die Schlei bei Boren-Lindaunis nur über eine provisorische Fußgängerbrücke gequert werden. Für Autos und die Bahn ist die Klappbrücke, die seit September 2020 erneuert wird, gesperrt. Ursprünglich sollte der Ersatzbau dieses Jahr stehen, doch es kommt immer wieder zu Verzögerungen. Ein neues Fertigstellungsdatum ist nicht bekannt. Die Lindaunisbrücke ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in der Region.
Von der Heide: Bahn ist in der Pflicht zu liefern
Das Land hat die DB nach Ministeriumsangaben eindringlich aufgefordert, die Kommunikation zu verbessern. Auch die Forderung nach einer dringenden Projektbeschleunigung sei vom Land beim Vorstand der DB AG platziert worden. «Unser Druckmittel ist überschaubar», sagte von der Heide. Aber es sei richtig, auch in der Öffentlichkeit klarzumachen, dass die Deutsche Bahn hier in der Pflicht sei, zu liefern.
Die Situation ist nach Ministeriumsangaben dramatisch, «da der Ersatzbau der Brücke Lindaunis trotz einiger nachvollziehbaren Verzögerungen objektiv insgesamt viel zu lange dauert». Es bestehe weder für den Straßen- noch den Schienen- noch dem Wasserstraßenverkehr Planungssicherheit, wann welche Arbeiten fertig werden und wann die Brücke endlich für den Verkehr final freigegeben wird. «Für die Pendlerinnen und Pendler, die Schulkinder, aber auch die Touristen ist diese Situation schwer zu ertragen», teilte das Ministerium mit.
Bürgermeister schlagen Alarm
Es gebe in der Region massive Einschränkungen, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Boren, Thomas Detlefsen der dpa: «für Berufstätige, die den Wohnsitz verlegen, Schüler die nicht verlässlich zur Schule kommen, Gewerbetreibende die jetzt immer einen Umweg von 40 Minuten tagein, tagaus bewältigen müssen. Für Landwirte, die nicht mehr zu ihren Feldern kommen.» Direkt an der Brücke habe der ehemalige Obsthof Stubbe wegen fehlender Gäste geschlossen. «So ließe sich die Liste beliebig fortsetzen.»
Detlefsen und seine Amtskollegin von der gegenüberliegenden Schleigemeinde Rieseby, Doris Rothe-Pöhls, hatten Anfang Februar einen offenen Brandbrief an den Vorstand der Deutsche Bahn geschrieben. Der Grund: «Wir werden unregelmäßig informiert, müssen auch feststellen, dass wir hauptsächlich mit den möglichen Schwierigkeiten des Regelverfahrens beschäftigt werden», sagte Detlefsen.
Dies in Verbindung mit dem fehlenden Fertigstellungstermin und der mittlerweile seit 2013 anstehenden Befassung mit der Baumaßnahme führe in der Region mittlerweile zu spürbaren Verwerfungen, sagte der Bürgermeister. «Wir haben in der Region den Eindruck, dass die DB der Baumaßnahme trotz der sehr langen Zeit keine Priorität beimisst.»
DB: Arbeiten intensiv an der Fertigstellung des Neubaus
«Wir können den Unmut nachvollziehen und sind uns der Bedeutung der Brücke für die Region bewusst», sagte eine Bahnsprecherin der dpa. Die DB bitte alle Betroffenen um Verständnis. «Alle Beteiligten arbeiten nach wie vor intensiv daran, schnellstmöglich den Neubau fertig zu stellen», versicherte die Sprecherin. Noch im ersten Quartal des Jahres solle ein Bauunternehmen für die Umsetzung des Neubaus gefunden werden. Man wolle schnellstmöglich einen zuverlässigen Zeitplan bekanntgeben.
Mit der provisorischen Fußgängerbrücke sei zudem für Fußgängerinnen und Fußgänger, Bahnreisende sowie Fahrradfahrende eine temporäre Lösung geschaffen worden, sagte die Bahnsprecherin. Damit werde versucht, die Auswirkungen für Pendlerinnen und Pendler, Schulkinder sowie Urlaubende bestmöglich zu lindern. In Kürze wird demnach zudem der Saisonbeginn mit den Öffnungszeiten für die Schifffahrt kommuniziert.
Bereits vor knapp einem Jahr ging die Bahn davon aus, dass die Kosten für die neue Brücke sich von zuletzt rund 84 Millionen Euro aufgrund der schwierigen Marktbedingungen, des Ukraine-Kriegs und damit verbundener Lieferengpässe erhöhen werden. Neue Zahlen werden nach Angaben der Bahnsprecherin nicht genannt.