Hamburgs Linke-Fraktionschefin Özdemir geht in den Bundestag

Die Entscheidung habe ihr schlaflose Nächte bereitet, sagte Cansu Özdemir.
Die Entscheidung habe ihr schlaflose Nächte bereitet, sagte Cansu Özdemir. Foto: David Hammersen/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Hamburgs Linke-Fraktionschefin Cansu Özdemir wechselt aus der Hansestadt in den Bundestag nach Berlin. «Ich habe mich in den letzten Tagen und Wochen nach intensiven, schlaflosen Nächten gemeinsam mit meiner Familie, aber auch gemeinsam gestern Abend mit unserem Landesvorstand dafür entschieden, nach Berlin zu gehen und Hamburg dort zu vertreten», sagte Özdemir. 

Die 36-Jährige war als Spitzenkandidatin der Linken zur Hamburger Bürgerschaftswahl angetreten – eine Woche zuvor jedoch für sie überraschend als zweite Hamburger Linken-Abgeordnete in den Bundestag gewählt worden.

Für Özdemir rückt Jersch in die Bürgerschaft nach

Für Özdemir rückt Stephan Jersch nach. Insgesamt besteht die neue Linke-Fraktion aus 15 Abgeordneten – neun von ihnen werden zum ersten Mal in der Bürgerschaft vertreten sein.

Die Fraktion solle auch künftig von einer Doppelspitze geführt werden, sagte die Co-Spitzenkandidatin Heike Sudmann. Der neue Fraktionsvorstand werde voraussichtlich in der Woche vor der konstituierenden Sitzung der neuen Bürgerschaft, also vor dem 26. März, gewählt. Sudmann kündigte an, sie selbst wolle gern für den Fraktionsvorsitz kandidieren.

Sudmann: Özdemirs Wechsel ist «wunderbare Vernetzung»

Auf Özdemirs Weggang reagiere die Fraktion mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagte Sudmann. «Das lachende Auge sagt auf jeden Fall: Es gibt eine weitere starke Stimme für die Hamburgerinnen und Hamburger im Bundestag und für uns als Fraktion auch eine wunderbare Vernetzung.»

Sie sei inzwischen seit zehn Jahren in Hamburg Fraktionsvorsitzende und habe zweimal die Spitzenkandidatur im Team übernommen, sagte Özdemir. Am Anfang sei ihre Wahl zur Bundestagsabgeordneten schon ein Schock gewesen, «weil es total unerwartet war und ich überhaupt nicht damit gerechnet habe». 

Linke bei Bundestagswahl in Hamburg bei 14,4 Prozent

Özdemir stand hinter Jan van Aken auf Listenplatz zwei, ein Platz, der bislang noch nie für einen Wechsel nach Berlin gereicht hat. Und auch vor dieser Wahl sah es Umfragen zufolge nicht danach aus, dass die Linke zwei Abgeordnete aus Hamburg nach Berlin schicken könnten. Doch dann erhielten die Linken bei der Wahl in der Hansestadt überraschend 14,4 Prozent.

Der Wechsel nach Berlin sei eine sehr schwere Entscheidung gewesen, sagte Özdemir. «Ich bin in Hamburg geboren, hier aufgewachsen. Politik hat für mich hier angefangen.» Schwierig sei vor allem die familiäre Situation mit ihrem kleinen Kind gewesen, das nicht aus seinem Umfeld herausgerissen werden solle und wie sie in Hamburg bleiben werde. Ihr Mann und die Familie hätten ihr zugesichert, «da ganz viel zu unterstützen und da auch ganz viel abzunehmen».