
Flensburg/Norderstedt (dpa/lno) – Bei den Namen von Straßen oder öffentlichen Plätzen sind Frauen in den größten Städten Schleswig-Holsteins deutlich unterrepräsentiert. In Lübeck sind nach Angaben der Stadt 53 Straßen und Plätze nach historisch existierenden Frauen benannt. Insgesamt gibt es in der Hansestadt 1.852 Straßen, von denen rund ein Viertel nach individuell erkennbaren Namen benannt ist. Weibliche Straßennamen machen demnach lediglich etwa elf Prozent aus. «Das ist wenig – zu wenig», heißt es beim Frauenbüro.
Flensburg sucht die «berühmte Omi»
In Flensburg sind etwa sechs Prozent der Straßen nach Frauen benannt und 27 Prozent nach Männern. «Die Namen unserer Straßen und Plätze spiegeln also nicht die gesellschaftliche Realität und Diversität wider», heißt es bei der Stadt. Um dies zu ändern, hat die Ratsversammlung 2023 die «Neuregelung bei der diversitätsbewussten Vergabe von Straßennamen» beschlossen. Neue Straßen sollen demnach im Verhältnis von drei nach Frauen oder queeren Personen zu einer nach Männern benannt werden.
Aktuell wird – mit Bürgerbeteiligung – ein Name für die künftige Zufahrtsstraße zum geplanten neuen Krankenhaus gesucht. Es soll eine verstorbene Person mit Bezug zu Flensburg oder Umgebung sein, die «berühmte Omi». Die Namensvorschläge, die dort nicht zum Zuge kommen, werden in einer Liste gesammelt, welche bei zukünftigen Benennungen herangezogen wird.
Kieler Grundsätze für historische Stadtmarkierungen
Die Stadt Kiel hat seit einigen Jahren Grundsätze für historische Stadtmarkierungen. Demnach sind «Frauen und Betroffene von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit» verstärkt zu würdigen, solange sie bei historischen Stadtmarkierungen unterrepräsentiert sind.
Bei der Prüfung eines Antrages sei zu berücksichtigen, «dass ihr Zugang zu verantwortungsvollen Positionen wegen ihres Geschlechts oder ihrer Zugehörigkeit zu einer von Diskriminierung betroffenen Gruppe eingeschränkt gewesen sein kann.»
In Norderstedt werden Männer- und Frauennamen vorgeschlagen
In Norderstedt gibt es nach Angaben eines Stadtsprechers derzeit keine grundsätzliche Initiative der Stadtverwaltung und der Stadtpolitik, mehr Straßen nach Frauen zu benennen. Die Entscheidung über die Benennung von Straßen fällt jeweils die Stadtpolitik.
Die Verwaltung mache der Politik Vorschläge – und habe bis dato sowohl Männer- als auch Frauennamen und «neutrale Betitelungen» vorgeschlagen. In der Übersicht des Stadtarchivs finden sich für das Gebiet der Stadt 507 Straßennamen. Davon sind 13 nach Frauen und 76 nach Männern benannt.