Umweltverbände fordern stärkeren Schutz der Ostsee

Umweltverbände fordern einen besseren Schutz der Ostsee und der Schweinswale. (Symbolbild)
Umweltverbände fordern einen besseren Schutz der Ostsee und der Schweinswale. (Symbolbild) Foto: Carsten Rehder/dpa

Kiel (dpa/lno) – Ein Bündnis aus Naturschutzverbänden hat von der schwarz-grünen Landesregierung deutlich mehr Anstrengungen zum Schutz der Ostsee gefordert. «Wir halten es weiterhin für sinnvoll, einen Nationalpark in der Ostsee auszuweisen», sagte der Landesvorsitzende des BUND Dietmar Ulbrich. Der stattdessen von der Landesregierung vorgelegte Aktionsplan Ostseeschutz müsse deutlich schneller umgesetzt werden. «Wir wünschen uns, dass die Behördenmühlen etwas schneller mahlen.»

Die schwarz-grüne Landesregierung hatte im März 2024 ihren Aktionsplan vorgestellt. Damit sollen 12,5 Prozent der schleswig-holsteinischen Ostsee unter strengem Schutz stehen – Fischerei wäre dort verboten. Zudem sollen westlich der Insel Fehmarn, in der südlichen Hohwachter Bucht und zwischen der Schleimündung und Gelting drei Naturschutzgebiete eingerichtet werden.

Koalition setzt auf Freiwilligkeit

Ulbrich kritisierte, dass die Koalition in vielen Bereichen auf freiwillige Vereinbarungen mit der Landwirtschaft zu Reduzierung der Nährstoffeinträge setzt. «Unseres Erachtens entsteht hier der Eindruck, dass das Operationsteam noch zusammengestellt wird, während der Patient stirbt.» 

Zudem seien die Ziele einer Senkung der Einträge um zehn Prozent bis 2030 und um weitere zehn Prozent bis 2035 völlig unzureichend. «Die Fischerei selbst weist ja auch darauf hin, dass durch die hohen Schadstoffeinträge die Fischbestände beeinträchtigt werden.»

Drastische Worte wählte Dagmar Struß, die Leiterin der Landesstelle Ostseeschutz des Nabu. «Die Ostsee liegt auf dem Sterbebett.» Die Fischerei fange nicht mal mehr eine nennenswerte Menge an Heringen oder Dorschen. «Es muss allen klar sein, dass ein gekipptes, ein stinkendes Gewässer weder Touristen anzieht, noch kann man sich daraus ernähren. Tot ist tot.» Der Wirtschaft erweise dieser Kurs am Ende einen Bärendienst. Der Aktionsplan sei kein adäquater Ersatz für einen Nationalpark.

Der Meeresbiologe Sven Koschinski verwies auf die Gefährdung des Schweinswalbestands in der westlichen Ostsee. Deren Zahl sei von 40.000 Tieren 2012 auf 14.000 Exemplare im Jahr 2022 gesunken. Schutzgebiete bestünden nur auf dem Papier. «Dem Schweinswal geht es schlecht.» Allein in Dänemark und Schweden verendeten jährlich 900 Tiere als Beifang in Stellnetzen. «In Deutschland gibt es trotz einer gesetzlichen Berichtspflicht überhaupt gar keine systematische Erfassung und folglich auch keine Daten.»

Minister optimistischer

Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) sagte, die Verbände hätten eindrucksvoll dargelegt, wie schlecht es der Ostsee gehe. «Ich teile ihre Sorge und Ungeduld, blicke aber optimistischer Richtung Zukunft.» Der Aktionsplan sei das bislang größte Programm zum Schutz der Ostsee in der Geschichte Schleswig-Holsteins.

«Ein Jahr später befinden wir uns auf einem guten Weg. Wichtige Vorhaben wurden realisiert und angestoßen», sagte Goldschmidt. Die Landesregierung sei in der Pflicht, den Weg konsequent weiterzugehen. «Die Umweltverbände sind für uns dabei wichtige Partner. Jeder zusätzliche Beitrag zum Schutz unserer Ostsee ist ein Geschenk an künftige Generationen.»