
Hamburg (dpa/lno) – Geschäfte, Kinos, Restaurants: Das Mega-Einkaufszentrum Westfield Hamburg-Überseequartier mit vielen Freizeitangeboten ist eröffnet. Das Konzept sei innovativ und international, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in seiner Rede. Anschließend wurde vor 650 geladenen Gästen symbolisch ein rotes Tau durchschnitten. Nach der Zeremonie konnte das breite Publikum zum Einkaufsbummel oder Schlemmen auf das große Areal kommen. Hunderte Menschen hatten hinter den Absperrgittern gewartet.
«Wir sind einfach neugierig», sagten Heidrun und Dieter Krabiell aus dem niedersächsischen Tostedt. Die Läden hatten sich zur Eröffnung einige Überraschungen für die Besucher einfallen lassen. Es gibt allerdings auch ein paar Flächen, die erst in den kommenden Wochen ihre Türen öffnen werden – etwa die Lego-Erlebniswelt.
Viele Marken neu in Hamburg
Über die Hälfe der im Quartier vertretenen Marken und Konzepte sind nach Angaben des Betreibers Unibail-Rodamco-Westfield (URW) bisher nicht in der Hamburger Innenstadt vertreten. Ein Drittel sei überhaupt noch nicht in der Hansestadt ansässig, etwa die Modegeschäfte Breuninger, Stradivarius, Oysho, Karl Lagerfeld oder Luis Trenker sowie das digitale Kunstzentrum Port des Lumières. URW rechnet mittelfristig mit mehr als 16 Millionen Besuchern jährlich. Herzstück des Quartiers an der Elbe ist eine mit Glas überdachte Fußgängerzone.
Eigentlich sollte die britische Sängerin und Schauspielerin Rita Ora Ende April 2024 zur ursprünglich geplanten Eröffnung des Einkaufszentrums auftreten. Nun ist ihre Performance für den 21. Juni geplant.
Investition von mehr als 2,4 Milliarden Euro
Das Westfield Hamburg-Überseequartier wurde auf einem ehemaligen Industriegelände errichtet. Anhaltende Probleme auf der Baustelle hatten mehrmals zu einer Verschiebung des Eröffnungstermins geführt, auch die Kosten kletterten immer weiter. URW bezifferte die Gesamtinvestitionen zuletzt auf 2,45 Milliarden Euro.
Das Unternehmen war in der Vergangenheit wegen der Zustände auf der Baustelle scharf kritisiert worden. So waren im Oktober 2023 fünf Arbeiter ums Leben gekommen. Ein Gerüst stürzte auf dem Gelände in einen Fahrstuhlschacht. Auch an dieses schreckliche Ereignis wurde bei der Eröffnungsfeier erinnert. «Mögen Sie niemals in Vergessenheit geraten», steht auf einer Gedenktafel am Wasser.
Protest der Gewerkschaft IG Bau
Unter anderem wegen dieses Vorfalls hatte die Gewerkschaft IG Bau Hamburg zu einer Protestaktion am Rande der Eröffnungsfeier geladen unter dem Motto «Ihre Mall – Unser Grab».
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft dauern die Ermittlungen zu den Todesfällen von 2023 noch an. «Sie werden wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung geführt und richten sich gegen Unbekannt», teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. «Die Einsturzursache ist ebenso Gegenstand der noch andauernden Ermittlungen wie die insoweit gegebenenfalls bestehenden Verantwortlichkeiten.»
170 Flächen stehen bereit
Das Westfield Überseequartier soll eine Geschossfläche von 419.000 Quadratmetern verteilt über 13 Gebäude haben. Auch ein Kreuzfahrtterminal sowie Hotels und Büros gehören zu den Planungen, dort laufen noch Arbeiten. 170 Flächen für Einzelhandel, Gastronomie und Freizeit sind vorgesehen. Das allein sind den Angaben zufolge 94.000 Quadratmeter. 95 Prozent seien vermietet.
Auch in Zeiten eines starken Online-Handels ist Thomas Krüger, Professor für Stadtplanung an der HafenCity Universität Hamburg, überzeugt, dass das Konzept funktionieren wird. Das Überseequartier werde Handel mit Erlebnissen, vielfältiger Gastronomie und hoher Aufenthaltsqualität verbinden, berichtete Krüger. Der Investor werde verschiedene Zielgruppen mit Events anlocken. «Um die völlig neue – und in Europa vermutlich einzigartige – Shopping-Destination mit Kreuzfahrtterminal in der HafenCity bekannt zu machen.»
Was wird aus der Innenstadt?
Viel Diskussion gibt es darüber, was das Mega-Projekt für die Zukunft der Hamburger Innenstadt bedeutet. Der Handelsverband Nord erwartet eine Verschärfung des Wettbewerbs. «Der Einzelhandel in Hamburg, insbesondere in der City, muss sich anstrengen, um mit dem großen und attraktiven Angebot mithalten zu können», sagte die Geschäftsführerin in Hamburg, Brigitte Nolte. Das neue Quartier sei aber auch eine Chance für den Standort Hamburg. Es werde eine hohe Sogwirkung haben und zahlreiche Besucher aus der Metropolregion und darüber hinaus anziehen.