Bärlauch oder Maiglöckchen? Mehr Anrufe beim Giftnotruf

Viele Menschen sammeln derzeit Bärlauch.
Viele Menschen sammeln derzeit Bärlauch. Foto: Sina Schuldt/dpa

Göttingen (dpa) – Immer mehr Menschen in Norddeutschland wenden sich wegen Verwechslungen von Bärlauch mit giftigen Pflanzen an den Giftnotruf. Dieses Frühjahr meldeten sich schon 50 Anruferinnen und Anrufer, wie Martin Ebbecke vom Giftinformationszentrum-Nord (GIZ) mit Sitz in Göttingen mitteilte. «Das ist eine deutliche Steigerung.» Vor ein paar Jahren hätten in der Saison nur rund ein Dutzend Menschen aus Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein wegen vermeintlichem Bärlauch angerufen.

Die Entwicklung erklärt sich der Leiter des GIZ mit der zunehmenden Beliebtheit der Pflanze. «Bärlauch ist so eine Mode-Geschichte, es gibt überall Bärlauch-Käse, Bärlauch-Pesto», meint Ebbecke. Wer nach dem Essen unter schweren Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Erbrechen oder wässrigem Durchfall leidet, sollte sich an den Giftnotruf wenden. «Es sind natürlich auch viele Verdachtsfälle», sagte der Leiter des GIZ. Nicht alle hätten tatsächlich eine Vergiftung. Sicherheitshalber sollten Betroffene in ein Krankenhaus.

Bärlauch, Maiglöckchen oder doch Herbstzeitlose?

Bärlauch ist leicht mit Maiglöckchen und Herbstzeitlosen zu verwechseln. Der Verzehr von Maiglöckchen könnte zu Herzrhythmusstörungen führen, warnt Ebbecke. «Noch gefährlicher sind Herbstzeitlose.» Die Pflanze enthält eine Substanz, die verhindert, dass sich Zellen vermehren. «Und dadurch können alle Organe geschädigt werden.» In Süddeutschland seien im vergangenen Jahr Menschen daran gestorben.

«Nur wer sich wirklich damit auskennt, sollte in den Wald gehen und Bärlauch sammeln», rät der Facharzt. Sammler sollten auf den knoblauchartigen Duft achten, den Bärlauch beim Zerreiben der Blätter zwischen den Fingern verströmt. Doch der Geruch hafte lange an den Fingern und könnte zu Irrtümern führen. 

Besser ist es nach Angaben des GIZ deshalb, auf die Stiele zu schauen: Bärlauchblätter haben einen Stiel, mit dem jedes Blatt einzeln aus dem Boden wächst. Auch Maiglöckchen wachsen an einem Stiel aus dem Boden, haben aber meistens zwei Blätter an einem Stängel. Herbstzeitlosen wachsen hingegen ohne Stiel aus dem Boden.