
Eckernförde (dpa/lno) – Gut ein Jahr nach der Entscheidung der Landesregierung gegen einen Nationalpark will Schwarz-Grün konkreter über Schutzpläne für das Meer informieren. «Der Aktionsplan Ostseeschutz zielt darauf, die Ostsee effektiv und nachhaltig zu schützen», sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne).
Der Aktionsplan sei Mitmach-Projekt: «Der Wunsch nach eigenen Beteiligungsmöglichkeiten war eines der zentralen Ergebnisse der Konsultation», sagte Goldschmidt. Auf der Veranstaltung am Abend in Eckernförde (19.00 Uhr) und weiteren in Flensburg, Neustadt und Plön gebe es einen «Aktiv für die Ostsee-Markt», auf dem sich die Menschen informieren und mit ihrem eigenen Engagement einbringen können.
Nationalpark vom Tisch
Im März 2024 hatte sich die Koalition nach monatelanger und zum Teil scharf geführter öffentlicher Auseinandersetzung auf neue Schutzgebiete geeinigt. Die Pläne von Goldschmidt für einen Nationalpark verschwanden in der Schublade. Stattdessen sollen künftig rund 12,5 Prozent der schleswig-holsteinischen Ostsee und damit deutlich mehr als bisher unter strengem Schutz stehen.
Geplant sind drei marine Naturschutzgebiete auf knapp acht Prozent der Ostseefläche des Landes westlich der Insel Fehmarn, in der südlichen Hohwachter Bucht sowie zwischen der Schleimündung und Gelting. Die dafür nötigen Ausweisungsverfahren sollen nach Goldschmidts Angaben im Mai starten. Das Verfahren soll 2026 abgeschlossen sein.
Die bisherigen Natura2000-Flächen mit 4,5 Prozent der Ostseefläche erhalten einen strengeren Schutzstatus. Sie liegen bei der Sagasbank südlich von Fehmarn, beim Stoller Grund östlich der Eckernförder Bucht und in der Geltinger Bucht. Auf Landwirte im Einzugsgebiet der Ostsee kommen früheren Angaben zufolge Einschränkungen zu. Sie sollen die Einträge von Stickstoff und Phosphat bis zum Jahr 2030 um 10 Prozent und bis 2035 um 20 Prozent im Vergleich zu heute reduzieren.
Änderungen für Urlauber?
Wirtschaftsstaatssekretärin Julia Carstens sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Für einen nachhaltigen Tourismus brauchen wir eine intakte Ostsee, deshalb ist die Umsetzung des Aktionsplans Ostseeschutz so wichtig für den Tourismusstandort Schleswig-Holstein und eine Aufgabe, der wir uns alle stellen, das haben auch die touristischen Akteure immer wieder betont». Für Strandurlauberinnen und Strandurlauber werde sich aber nichts ändern: Baden und den Strand genießen werde weiterhin überall möglich.
Sportstaatssekretärin Magdalena Finke betonte, die Ostsee sei eine beliebte Natursportstätte. «Deswegen ist der Aktionsplan von der Überzeugung getragen, dass sich Naturschutz und Wassersport in Einklang bringen lassen.» Agrarstaatssekretärin Anne Benett-Sturies verwies auf regionsspezifische, freiwillige Maßnahmen. «Mit den Ostseebeiräten werden freiwillige Maßnahmen in der Landbewirtschaftung entwickelt, die auf den Ostseeschutz einzahlen werden.»
Forderungen von Naturschutzverbänden
Ein Bündnis aus Naturschutzverbänden fordert von der Landesregierung deutlich mehr Anstrengungen zum Schutz der Ostsee. «Die Fischbestände gehen immer weiter zurück und die Todeszonen infolge zu hoher Nährstoffeinträge weiten sich immer mehr aus. Die Ostsee wird jeden Tag kranker, aber weitere Worte allein werden sie nicht genesen lassen», erklärte der Vorsitzende des NABU Schleswig-Holstein, Alexander Schwarzlose, im März nach einem Treffen mit Ministerpräsident Daniel Günther, Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (beide CDU) und Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne).
Sabine Schroeter vom Landesnaturschutzverband hatte danach gefordert, in streng geschützten Gebieten dürfe es keine Fischerei und keinen lauten Wassersport geben.