Hapag-Lloyd rechnet mit deutlich sinkenden Gewinnen

Das Hapag-Lloyd Containerschiff Osaka Express liegt zum Be- und Entladen am Terminal Altenwerder. Foto: Markus Scholz/dpa

Nach einem Rekordjahr mit 17 Milliarden Euro Gewinn geht Hapag-Lloyd 2023 nur noch von einem Plus bis zu 4 Milliarden Euro aus. Unzufrieden ist Reedereichef Habben Jansen dennoch nicht. Das wäre immer noch das drittbeste Ergebnis der Firmengeschichte.

Nach Normalisierung der Lieferketten und dem Rückgang der Nachfrage rechnet die Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd in diesem Jahr mit weniger als einem Viertel des Rekordgewinns von 2022. Vorstandschef Rolf Habben Jansen zeigte sich am Donnerstag dennoch sehr zufrieden: «Das wären immer noch wunderbare Ergebnisse.» Schließlich wäre das das drittbeste Ergebnis der 176-jährigen Firmengeschichte. Konkret peilt Habben Jansen nach 17 Milliarden Euro nun ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 2 Milliarden bis 4 Milliarden Euro an.

Habben Jansen wies aber darauf hin, dass diese Prognose angesichts des Kriegs in der Ukraine und weiterer geopolitischer Konflikte sowie der Auswirkungen der Inflation mit erheblichen Unsicherheiten behaftet sei. Das Angebot werde die Nachfrage in diesem und auch im kommenden Jahr übersteigen. «Deswegen müssen wir zusehen, das wir dort, wo möglich, die Kosten rausnehmen», sagte der Manager. Im Zentrum stehe auch die Dekarbonisierung der Flotte und der damit verbundene Einsatz von Biokraftstoffen. «In den nächsten Jahren werden wir alles daran setzten, bis 2045 klimaneutral zu werden.»

Nachdem Hapag-Lloyd die Dividende 2021 bereits verzehnfachte, soll sie nun noch einmal auf 63 Euro je Aktie fast verdoppelt werden. Insgesamt sollen 11,1 Milliarden Euro ausgeschüttet werden.

Nach dem coronabedingten Ausnahmejahr 2021 seien die Umsätze 2022 noch einmal um mehr als ein Drittel auf 34,5 Milliarden Euro gestiegen, sagte Finanzchef Mark Frese. Grund sei insbesondere die aufgrund angespannter Lieferketten gestiegene durchschnittliche Frachtrate von knapp 1900 Euro auf fast 2700 Euro je Standardcontainer (TEU). Die Transportmenge blieb mit 11,8 Millionen TEU auf dem Niveau von 2021. Allerdings stiegen die Transportaufwendungen um 18,5 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro.

Für Habben Jansen, der Kanzler Olaf Scholz zusammen mit einer Delegation zuletzt auf dessen Reise nach Indien begleitete, ist das Land mit seinen 1,5 Milliarden Einwohnern ein sehr wichtiger Markt. Dieser werde in den kommenden zehn, zwanzig Jahren überdurchschnittlich wachsen und «ist eine interessante Alternative zu China». Auch deshalb habe Hapag-Lloyd im Januar eine 40-prozentige Beteiligung am führenden indischen Terminal- und Transport-Dienstleister JMBPL unterzeichnet.

Hapag-Lloyd folgt damit dem Trend großer Linienreedereien zu immer mehr Beteiligungen an Hafenunternehmen und Terminals. Neben dem Engagement in Indien ist die Hamburger Reederei am italienischen Terminal- und Transportunternehmen Spinelli Group, am Jadeweserport in Wilhelmshaven, am Containerterminal Altenwerder in Hamburg, am Terminal TC3 in Tanger (Marokko) sowie am Neubau des Terminals 2 im ägyptischen Damietta beteiligt. Zuletzt hatte Hapag-Lloyd zudem eine Beteiligung am Terminalgeschäft der chilenischen SM SAAM vereinbart.

Hapag-Lloyd gilt mit einer Flotte von 251 Containerschiffen und einer Transportkapazität von 1,8 Millionen TEU als fünftgrößte Reederei der Welt. Das Unternehmen mit gut 14.000 Beschäftigten in 135 Ländern fährt mit seinen 119 Liniendiensten mehr als 600 Häfen an.