Gemeinsames Medienfest von Nordkirche, Evangelischen Presseverband
und Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH)
Norderstedt/Hamburg/Schwerin, 11. Juli 2024 – Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) Kristina Kühnbaum-Schmidt hat in ihrem Resümee auf dem gemeinsamen Medienfest des Kommunikationswerkes der Nordkirche, des Evangelischen Presseverbandes Norddeutschland GmbH und der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) die Notwendigkeit von Vertrauensnetzwerken im Kampf gegen Hass und Hetze im Netz betont. Die Veranstaltung am 9. Juli 2024, zu der 130 hochrangige Gäste aus norddeutschen Medienhäusern, von überregionalen und regionalen Fernseh- und Rundfunksendern sowie von Fachmedien und Universitäten geladen waren, stand unter dem Thema „Gemobbt – verfolgt – bedroht: Sind wir wirklich machtlos gegen Hass im Netz?“.
Vertrauensnetzwerke bieten sicheren Raum
„Seien Sie Vorbilder! Zeigen Sie in Ihrer Berichterstattung und Kommunikation, wie ein respektvoller, veränderter Umgang miteinander aussehen kann“, forderte die Vorsitzende der Kirchenleitung und betonte: „Wir brauchen ein eng geknüpftes Vertrauensnetzwerk mit anderen Institutionen, Organisationen und Medienunternehmen, um Hass und Hetze im Netz zu bekämpfen. Es braucht dieses dichte Netz, das durch Vertrauen und Gemeinschaft geknüpft wird. Dieses Netz bietet einen sicheren Raum für Austausch, gegenseitiges Verständnis und respektvolles Miteinander. Durch Bildungsarbeit, Dialogplattformen, Vorbildfunktion, auch Seelsorge können wir zusammen dazu beitragen, ein menschliches und respektvolles Miteinander im Digitalen zu fördern.“
Was im Digitalen stattfindet, ist Teil des realen Lebens
Die Leitende Geistliche der Nordkirche wies darauf hin, dass Gewalt, Mobbing und Bedrohung im Netz ihre Entsprechung im Analogen haben. „Es sind eben keine zwei Welten. Die Digitalität und unsere analoge Realität sind eine gemeinsame Welt. Das bedeutet, dass das, was im Digitalen stattfindet, auch Teil unseres ganz realen, analogen Lebens ist“, so Kristina Kühnbaum-Schmidt. Die Landesbischöfin adressierte ihre Forderungen, im Netz angegriffene Menschen zu schützen und solidarisch zu unterstützen auch an die eigene Kirche. Es sei dringend Zeit zu handeln. Dabei betonte sie: „Um es auf das biblische Wort zu bringen, das mir wichtig ist: Lass dich nicht von Bösem überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Als weitere wichtige Aspekte, um ein respektvolles Miteinander in der Gesellschaft zu fördern, nannte die Landesbischöfin, diverse Teams zu bilden und demokratische Kräfte insbesondere in den kleinen Orten zu unterstützen.
Medienanstalt überprüfte knapp 3.500 Inhalte auf Hassrede
Die Direktorin der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) Eva-Maria Sommer erklärte in ihrem Resümee: „Als Medienaufsicht sind wir bei unserer Arbeit täglich mit hetzenden und vielen weiteren unzulässigen Inhalten konfrontiert. Das gilt ebenso – und in letzter Zeit sogar besonders – für Inhalte mit religiösem Bezug.“ Auf Grundlage des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) habe die MA HSH im vergangenen Jahr knapp 3.500 Inhalte auf Hassrede hin überprüft, größtenteils für unzulässig erachtet und bei über 80 Prozent eine Löschung oder Nachbesserung erreicht. „Zudem können wir strafrechtlich relevante Inhalte an Polizei und Staatsanwaltschaften weiterleiten, mit denen wir ebenso eng kooperieren, ebenso wie mit mittlerweile über 130 Beratungsstellen in Hamburg und Schleswig-Holstein“, erklärte die Direktorin.
Medienrecht aktualisieren
Eva-Maria Sommer regte an, den neu in Strafgesetzbuch aufgenommenen Tatbestand der Beschimpfung von Religionsgesellschaften schnell in den JMStV zu überführen. Dann könne man für entsprechende Inhalte Löschanregungen aussprechen und die Verbreitung notfalls auch mit Zwangs- oder Bußgeldern untersagen. Dies sei ein Vorteil gegenüber privaten Meldungen an die Plattformen und wohl auch ein Grund für die erfolgreichen Löschquoten, die die Medienanstalt erreicht habe, so die Direktorin. Abschließend äußerte sie den Wunsch: „Bringen Sie sich als gesellschaftliche Akteure in die Debatte, wo die Rechte des Einzelnen beginnen und enden, wieder stärker ein. Wir brauchen diesen Dialog aus der Mitte unserer Gesellschaft heraus in das Parlament hinein.“
Hochkarätige Impulse aus Wissenschaft und Praxis
Zuvor hatten Prof. Roland Rosenstock vom Lehrstuhl Religions- und Medienpädagogik der Universität Greifswald, Sarah Vecera (Senior Koordinatorin Globales Lernen, Vereinte Evangelische Mission, Wuppertal) und Fluky, Bildungsreferent:in für politische Bildung der Amadeu Antonio Stiftung, Impulse zum Thema des Medienfestes gegeben. Weitere Informationen dazu: https://www.nordkirche.de/medienfest
Das Medienfest
Das Medienfest wurde in diesem Jahr erstmals von den drei Partnern Kommunikationswerk der Nordkirche, Evangelischer Presseverband Norddeutschland GmbH und Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) im Empire Riverside Hotel ausgerichtet. Die Gastgeber waren Michael Birgden (Kommunikationsdirektor der Nordkirche), Dr. Matthias Gülzow (Geschäftsführer Evangelischer Presseverband Norddeutschland GmbH) und Eva-Maria Sommer (Direktorin der MA HSH). Der Abend klang mit einem geselligen Austausch im „Strand Pauli“ Hamburg aus.