Hamburg (dpa/lno) – Mit dem Masterplan Magistralen 2040+ hat der rot-grüne Senat eine Strategie zur städtebaulichen Entwicklung der großen Hamburger Ein- und Ausfallstraßen beschlossen. Insgesamt gehe es um mehr als 80 Quadratkilometer Fläche auf einer Strecke von insgesamt 160 Kilometern entlang von zwölf darin definierten Magistralen, sagten Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) und Oberbaudirektor Franz-Josef Höing bei der Vorstellung der Pläne.
Diese Räume sollen demnach in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu attraktiven Wohn- und Arbeitsorten sowie zukunftsfähigen und klimaangepassten Orten der Mobilität entwickelt werden.
Von den zwölf Magistralen des Plans verlaufen acht nördlich der Elbe sternförmig von der inneren Stadt in Richtung Umland, eine weitere bildet der Ring2. Eine verbindet die Innenstadt mit den Süderelbbrücken, zwei weitere verlaufen südlich der Elbe.
«Die großen Ein- und Ausfallstraßen sind die Lebensadern unserer Stadt und mehr als nur Durchgangsräume», sagte Pein. «Es leben über eine halbe Million Menschen an diesen Magistralen.» 28 Prozent des Magistralen-Netzes seien gesäumt von Büro und Gewerbe. 83 Prozent würden auch zum Wohnen genutzt. Hinzu kämen 61,8 Kilometer Grün- und Freiflächen entlang der Magistralen.
Magistralen sollen vielfältige und lebendige Stadtstraßen werden
Ihrer künftigen Entwicklungen sollen vier übergeordnete Ziele zugrunde liegen: «Die Magistralen werden vielfältige und lebendige Stadtstraßen mit attraktiven öffentlichen Räumen, sie werden Schwerpunkte der Innenentwicklung, sie werden Möglichkeitsräume der Innenentwicklung und sie werden Schwerpunkte der Mobilitätswende und der Klimaanpassung», sagte Pein.
Der Masterplan setze sich mit der Frage auseinander, wo es entlang der Magistralen Entwicklungspotenziale über die verkehrliche Bedeutung hinaus gebe, sagte Höing. «Wie sollen die heute zum Teil sehr spröden und rauen Magistralenräume in verschiedenen räumlichen Situationen aussehen?» Dabei nehme man nicht nur die Straßen selbst, sondern auch die Lagen in zweiter und dritter Reihe in den Blick.
Entwicklung der Magistralen als Generationenaufgabe
«Ob als moderner Stadtboulevard, lebendige Gewerbemeile oder grüne Vorstadtallee – gemeinsam mit den Bezirken und den Fachbehörden wollen wir die Magistralen schrittweise verändern, neue Flächen für Wohnen, Gewerbe, Freizeit und Bildung schaffen und die Magistralen fit für die Anforderungen der Zukunft machen», sagte er. Insbesondere die schon heute lebendigen Zentren und Bereiche der Inneren Stadt sollen demnach durch vielfältige Erdgeschosszonen, attraktive grüne Räume und mehr Platz für den Fuß- und Radverkehr gestärkt werden.
Jedoch stünden weder die Verkehrsberuhigung noch der Wohnungsbau bei den Planungen im Vordergrund. Alles müsse Hand in Hand gehen, sagte der Oberbaudirektor. Pein betonte, dass es für den Wohnungsbau keine konkreten Zielzahlen gebe. Sie sehe aber «großes Potenzial».
Alles brauche Zeit, sagte Höing. Deshalb habe man den Masterplan auch mit 2040+ überschrieben. «Man achte auf das Plus, weil das auch eine Generationenaufgabe ist.» Im Rahmen einer Stadtwerkstatt sollen die Pläne ab Herbst allen interessierten Hamburgerinnen und Hamburgern vorgestellt werden.
Opposition kritisiert Pläne
Die Opposition in der Bürgerschaft, die den Masterplan beschließen soll, kritisierte die Pläne als zu wenig konkret und zeitlich zu langfristig. Magistralenbebauung sei ein komplexes Projekt, «auch ohne dass gleichzeitig alle Verkehrsflächen neu geplant werden», sagte die Stadtentwicklungsexpertin der CDU, Anke Frieling. Die Grundstücke gehörten verschiedenen Besitzern mit unterschiedlichen Interessenlagen. «Angesichts der Wohnungsnot in Hamburg müssen pragmatisch alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, schnell Baurechte für Wohnungsbau entlang der Magistralen zu schaffen.»
Schon heute litten Hunderttausende Anwohner der Magistralen unter zu viel Autoverkehr und Lärm, sagte Heike Sudmann, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken. «Hoffnung auf schnelle Verbesserung gibt es leider immer noch nicht. Nicht mal Tempo 30 will der Senat dort jetzt einführen, um wenigstens den Lärm zu reduzieren.»
AfD-Franktionsvize Alexander Wolf sprach von «hilflosem Aktionismus» im Vorfeld der Bürgerschaftswahl. «Die Abschnürung der verkehrlichen Hauptschlagadern hat den Verkehrsinfarkt zur Folge», warnte er und forderte «die Einstellung dieser kostspieligen sinnlos-Experimente» und wirksame Investitionen zur Erhaltung der Verkehrsinfrastruktur.