Kiel (dpa/lno) – Mit einem Maßnahmenpaket will der Landtag gegen Kinder- und Jugendkriminalität vorgehen. Die Abgeordneten verwiesen einen entsprechenden Antrag der Fraktionen von CDU, Grünen, FDP und SSW in den Bildungsausschuss. Ein Alternativantrag der SPD soll ebenfalls im Ausschuss beraten werden.
Demnach soll etwa die Gewaltprävention in der Lehrerausbildung gestärkt werden. Die Landesregierung solle prüfen, ob die Datenbank zum Gewaltmonitoring (GeMon) weiterentwickelt und gemeinsam mit den Daten der polizeilichen Gewaltstatistik in einem «Lagebild Kinder- und Jugendgewalt» ausgewertet werden könne. Perspektivisch solle eine Schnittstelle zwischen Schule, Polizei und Jugendhilfe eingerichtet werden, um eine Früherkennung von Konfliktszenarien zu ermöglichen. Auch solle die Landesregierung prüfen, wie kommunale Präventionsketten weiterentwickelt werden könnten. Schule, Jugendhilfe, Kinderschutz, Gesundheitsfürsorge, Polizei, Schulsozialarbeit und Justiz sollen besser vernetzt werden.
Martin Balasus (CDU) verwies auf Vorfälle zum Beispiel in Heide und Uetersen. Gewalt unter Kindern und Jugendlichen werde häufiger und brutaler, die Täter würden jünger. «Genug ist genug», sagte der Abgeordnete. «Heute geht vom Landtag ein starkes Signal gegen Jugendgewalt aus.» Wichtig sei auch das Verhalten im Elternhaus. Überforderte Eltern müssten Hilfe bekommen. «Was im Elternhaus schiefläuft, kann später kaum noch geheilt werden», sagte der Abgeordnete.
Bildungsministerin Prien: Gefährdeten Kindern früh helfen
Für die Grünen-Fraktion sagte Malte Krüger, die Ereignisse müssten uns aufrütteln. «Dass wir diesen Antrag gemeinsam einbringen, zeigt die Bedeutung des Themas.» Von einer «Generation brutal» zu sprechen sei aber falsch. Die Herabsetzung der Strafmündigkeit unter 14 Jahre könne keine Lösung sein.
Sophia Schiebe (SPD) verwies auf die Bedeutung der Familie. In Schulen sollten Sozialpädagogen und Psychologen anwesend sein. Kinder müssten vor allem auch vor Gewalt durch Erwachsene geschützt werden.
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christopher Vogt sagte, es sei erschreckend, wie jung die Beteiligten seien und dass vermehrt Mädchen an Gewalttätigkeiten beteiligt seien. «Es gibt in vielen Familien einen Mangel an gegenseitigem Respekt», sagte er. Aus Sicht von Christian Dirschauer (SSW) hat sich Gewalt bei Jugendlichen ebenso verändert wie die Lebensverhältnisse vieler Eltern. Viele Kinder seien in ihrer Entwicklung gefährdet. Es gehe um Kinder in höchster Not. Besonders wichtig sei die Vernetzung der Hilfesysteme.
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) dankte den Fraktionen für die Initiative und betonte, gefährdeten Kindern müsse möglichst früh geholfen werden.