Hamburg (dpa/lno) – Viele Menschen werden von Familie, Freunden und Bekannten daheim gepflegt. Wenn diese als Pfleger jedoch plötzlich ausfallen, kann das für die Pflegebedürftigen schwerwiegende Folgen haben. Damit es erst gar nicht so weit kommt, gibt es in Hamburg ein sogenanntes Pflegenottelefon. Seit Jahresbeginn können Angehörige und Helfende dort rund um die Uhr anrufen und um spontane Unterstützung bitten.
Das Angebot scheint dringend nötig: Bis Juni riefen allein an Werktagen tagsüber mehr als 430 Menschen das von der Stadt ins Leben gerufene und betriebene Pflegenottelefon mit der Nummer 040 428 99-1000 an, wie die Sozialbehörde der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg sagte. In 24 Fällen seien deshalb Notfalleinsätze des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) ausgelöst und die Menschen daheim versorgt oder zu einem der bisher vier Kurzzeitpflegeplätze in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung gebracht worden.
Abends, nachts und an den Wochenenden wird die Hotline von Fachleuten des ASB Hamburg betreut. Etwa 50 Anrufe nehme das Team im Monat entgegen, sagte Christian Specht, Leiter der ASB-Abteilung Haus- und Pflegenotruf, der dpa. «Es sind etwa ein bis zwei Anrufe pro Nacht. Das ist steigend. Das kann auch sein, dass es in ein paar Monaten deutlich mehr sein werden.»
ASB zufrieden mit Angebot und Nachfrage
«Wir können bislang ein positives Fazit ziehen.» Es sei grundsätzlich eine sehr gute Sache, dass es diese Nummer gibt. «Wir haben gemerkt, dass es einen Bedarf an kurzfristig pflegerischer Beratung und kurzfristiger Versorgung gibt.» Der ASB hat die Aufgabe des Pflegenottelefons mit übernommen, weil er über seine 18 ambulanten Pflege- und Sozialdienste in Hamburg bereits über ein flächendeckendes Hilfenetzwerk und das Fachwissen verfügt.
Und so können die Mitarbeiter den Menschen am Telefon oft schon mit wichtigen Ratschlägen helfen. Ob plötzliche Überforderung des pflegenden Ehepartners, eigene medizinische Notfälle bei den Helfenden oder Unsicherheiten bei der Wahl der richtigen Akutversorgung – «wir schauen uns dann die Pflegesituation an und entscheiden, ob der zu Pflegende daheim bleiben kann oder ambulante Pflege sofort nötig ist», sagte Specht dazu. «Mit der Kurzzeitpflege können wir Patienten und Angehörige unterstützen.»
Das Angebot der Not-Kurzzeitpflege gilt dem ASB zufolge nur für in Hamburg lebende Menschen und nur für Pflegebedürftige, die pflegerisch noch nicht durch eine Sozialstation unterstützt werden.
Hamburg mit bundesweit einzigartigem Angebot
Hamburg sei mit diesem Angebot des Pflegenottelefons gut aufgestellt, sagte Specht dazu. «Ein vergleichbares Angebot gibt es in keiner anderen größeren Stadt. Es ist ein gutes Projekt, das sich Hamburg auf die Fahnen schreiben kann.»
Es sei bundesweit einmalig, dass dank des Pflegenottelefons sofort praktische Hilfe geleistet werden könne, ergänzte ein Sprecher der Sozialbehörde. Sollte die Zahl der Anrufe weiter zunehmen, müsse aber wohl auch das Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen erhöht werden, sagte Specht dazu.