Niedersachsen genehmigt Gasförderung in der Nordsee vor Borkum

Borkum von oben / FOTO: Adobe Stock / Eike

Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie hat am Mittwoch die umstrittenen Gasbohrungen in der Nordsee vor Borkum für die kommenden 18 Jahre genehmigt. Die Erlaubnis erfolgte nach sorgfältiger Prüfung und Freigabe durch das niedersächsische Wirtschaftsministerium, wie die Landesbehörde mitteilte. Sobald Erdgas im Zuge der Wärmewende in Deutschland nicht mehr benötigt wird, soll die Förderung vorzeitig eingestellt werden. „Solange jedoch in Deutschland noch Erdgas verbraucht wird, ist das heimisch geförderte Erdgas deutlich weniger klimaschädlich als importiertes,“ erklärte LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier.

Bis zu 13 Milliarden Kubikmeter Erdgas erwartet

Der niederländische Energiekonzern One-Dyas plant, noch in diesem Jahr mit der Erdgasförderung aus einem Feld vor den Inseln Borkum und Schiermonnikoog (Niederlande) zu beginnen. Die Bohrungen sollen in Tiefen zwischen 1,5 und 3,5 Kilometern erfolgen. Die förderbare Menge an Erdgas für das gesamte Projekt wird auf 4,5 bis 13 Milliarden Kubikmeter geschätzt. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag der Erdgasverbrauch in Deutschland laut Bundesnetzagentur bei etwa 81 Milliarden Kubikmetern.

Verhandlungen zwischen Deutschland und den Niederlanden laufen noch

Ob die Gasförderung nahe dem niedersächsischen Wattenmeer tatsächlich beginnt, ist noch offen. Da das Gas sowohl in niederländischen als auch in deutschen Hoheitsgebieten gefördert werden soll, ist ein völkerrechtliches Abkommen zwischen beiden Ländern erforderlich. Die Verhandlungen, die 2022 begonnen haben, dauern noch an, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Ein Sprecher nannte keinen konkreten Zeitpunkt für eine Einigung. Zudem hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bereits im letzten Jahr angekündigt, rechtliche Schritte einzuleiten, sollte das Projekt von den niedersächsischen Behörden genehmigt werden. Erst letzte Woche hatte das Verwaltungsgericht Oldenburg einem Eilantrag der DUH gegen die Genehmigung eines Seekabels zur Stromversorgung der Gasförderplattform stattgegeben und den Bau vorerst gestoppt.

Proteste von Umweltschützern gegen Gasbohrungen vor Borkum

Umweltschützer warnen vor möglichen Schäden durch die Gasförderung in der Nordsee, die das angrenzende UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer und die nahegelegenen Inseln betreffen könnten. Greenpeace weist darauf hin, dass Unterwasserbiotope und Riffe im Bereich der Bohrstelle und entlang der geplanten Kabeltrasse unwiderruflich zerstört werden könnten. Im Juli errichteten Greenpeace-Aktivisten deshalb ein schwimmendes Protestcamp in der Nordsee. „Hier stehen einzigartige, schützenswerte Lebensräume im Wattenmeer auf dem Spiel,“ sagte eine Greenpeace-Aktivistin. Auch die Klimaschutzbewegung Fridays for Future protestierte kürzlich auf Borkum und vor dem niedersächsischen Landtag in Hannover, da sie die geplante Gasförderung als unvereinbar mit den Klimazielen betrachten.