Kiel (dpa/lno) – Etwa 20 Fliegerbomben über 50 Kilogramm aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft der Kampfmittelräumdienst pro Jahr in Schleswig-Holstein. Ungefähr die Hälfte davon werde in der Landeshauptstadt Kiel gefunden, sagte Oliver Kinast, Sprengmeister des Kampfmittelräumdienstes Schleswig-Holstein, der Deutschen Presse-Agentur. Zu den Funden kämen noch weitere Bomben, wie etwa Phosphorbomben, die aber in den seltensten Fällen entschärft werden müssten.
Nur selten Funde bei Bauarbeiten
Meistens werden die Bomben gezielt durch Kampfmittelräumarbeiten gefunden – nur in seltensten Fällen wird bei Bauarbeiten auf Blindgänger gestoßen, so Kinast. So sei in den letzten sieben Jahren kein Blindgänger mehr durch Zufall gefunden worden, wenn vorher bekannt war, dass die Gegend im Krieg bombardiert wurde.
Zudem sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch Blindgänger unter bereits wieder errichteten Gebäuden liegen. Denn die Bilder, die der Kampfmittelräumdienst auswerte, seien erst seit Ende der 80er Jahre freigegeben. «Bis dahin waren die noch deklariert als militärische Geheimnisse», erklärte Kinast. Zudem seien Funde im und nach dem Krieg nicht immer dokumentiert worden.
Der Zünder ist entscheidend
Sollte es bei einem Fund nicht etwa um einen alten vergrabenen Motor oder ein altes Fass handeln, sondern tatsächlich um eine Bombe, dann werde zunächst der Typ des Blindgängers und des Zünders bestimmt. Dabei bestimmt die Art Zünder oftmals, ob eine Fliegerbombe entschärft werden kann oder gesprengt werden muss.
Muss der Blindgänger dann vor Ort entschärft werden, gibt es allerdings je nach Lage des Fundes auch Maßnahmen, die den Schaden vermindern, betonte Kinast. So werde etwa ein Splitterschutz aufgebaut, Container aufgestellt oder mit Wassersäcken gearbeitet, um die Splitter aufzufangen und die Druckwelle der Detonation zu vermindern und zu lenken.
Insgesamt sind im Zweiten Weltkrieg über Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel etwa 40.000 Spreng-, 500.000 Brandbomben und 900 Luftminen abgeworfen worden