Hamburg (dpa/lno) – Die CDU zieht mit Dennis Thering als Spitzenkandidat in den Bürgerschaftswahlkampf. Eine Landesvertreterversammlung wählte den 40 Jahre alten Landes- und Fraktionsvorsitzenden mit knapp 92 Prozent auf Platz eins der Landesliste. 100 von 109 Stimmberechtigte votierten für ihn, acht gegen ihn, es gab eine Enthaltung. Die Hamburgische Bürgerschaft wird am 2. März neu gewählt.
Vor seiner Wahl hatte Thering in einer teils emotional gehaltenen Rede seine Partei auf einen «Dreikampf» mit SPD und Grünen eingeschworen. Die Geschlossenheit der letzten Jahre habe die Partei nach fast anderthalb Jahrzehnten in der Opposition wieder stark gemacht. «Bei einer aktuellen Umfrage zur Hamburg-Wahl haben wir die Grünen mittlerweile überholt.» Auch die SPD sei in «Sichtweite».
«Die CDU Hamburg ist wieder da», sagte Thering und verwies auf die Zugewinne bei den Bezirks- und Europawahlen im Juni. «Wir sind fleißig und wir arbeiten hart – und deshalb werden wir die Bürgerschaftswahl im nächsten Jahr auch gewinnen.» Sein Wahlkampfmotto: «Anpacken für Hamburg» – denn die CDU sei «die einzige Alternative zu diesem rot-grünen Murks im Hamburger Rathaus».
Thering: «Ich trete immer an, um zu gewinnen.»
Das Wort «Bürgermeisterkandidat» nahm Thering während seiner mehr als halbstündigen Rede zwar nicht in den Mund – stellte aber klar: «Ich trete nicht an, um auf Platz zu spielen. Ich trete immer an, um zu gewinnen.»
Seitenhiebe gab es auf den Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher von der SPD und die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank von den Grünen. Im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern sei er in Hamburg geboren. «Außerdem kenne ich Hamburg besser als Bremen und bin ganz sicher kein Werder-Fan», sagte Thering. Tschentscher ist gebürtiger Bremer, Fegebank Fußballfan und bekennende Anhängerin des SV Werder Bremen.
Thematisch stellte Thering Innere Sicherheit, Migrationspolitik, Verkehr, Wirtschaft und Familie in den Mittelpunkt seiner Rede. «Wir wollen mehr Sicherheit in der ganzen Stadt, die illegale Migration stoppen, das Verkehrschaos beenden und Wirtschaft und Hafen wieder stärken.» Als er bei der Familienpolitik über den Zustand der Hamburger Spielplätze sprach, kamen ihm kurz die Tränen. Das könne passieren, «wenn ich an meine neunjährige Tochter denke», sagte er.
Mit seinem 92-Prozent-Ergebnis zeigte sich Thering sehr zufrieden. Darin werde einmal mehr die Geschlossenheit der Hamburger CDU deutlich. Vor fünf Jahren hatte sein Vorgänger-Spitzenkandidat – der mittlerweile aus der Partei ausgetretene ehemalige Altonaer Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg – 86 Prozent der Stimmen erhalten.
Frühere FDP-Abgeordnete von Treuenfels-Frowein auf Listenplatz zwei
Auf Listenplatz zwei wurde die erst kürzlich von der FDP zur CDU gewechselte Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein gewählt. Sie erhielt knapp 80 Prozent Zustimmung. «Ich bin jetzt in der CDU – da, wo ich hingehöre», sagte sie unter dem Applaus der Delegierten. Und: «Ich werde alles geben, um SPD und Grünen richtig einzuheizen.»
Platz drei ging mit fast 88 Prozent Ja-Stimmen an Bürgerschaftsvizepräsident André Trepoll. Alle drei Erstplatzierten wurden ohne Gegenkandidaten gewählt. Insgesamt wurden bei der Vertreterversammlung in der Handwerkskammer 60 Listen- und vier Nachrückerplätze vergeben werden. Das Wahlprogramm soll bei einem Parteitag im November beschlossen werden.
Bei der letzten Bürgerschaftswahl 2020 hatte die CDU mit 11,2 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis in Hamburg eingefahren, nachdem sie 16 Jahre zuvor noch unter dem damaligen Bürgermeister Ole von Beust mit mehr als 47 Prozent eine Alleinregierung stellen konnte.