Schlammling in Schleswig-Holstein wiederentdeckt

Im Rickelsbüller Koog bei Rodenäs ist ein Vorkommen der in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohten Wasserpflanze Schlammling wiederentdeckt worden. (Handout-Foto)
Im Rickelsbüller Koog bei Rodenäs ist ein Vorkommen der in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohten Wasserpflanze Schlammling wiederentdeckt worden. (Handout-Foto) Foto: Oliver Granke/Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein/dpa

Rodenäs (dpa/lno) – Ein Wiesenvogel-Rettungsprojekt hat einer in Schleswig-Holstein sehr seltenen Pflanzenart zu einem neuen Vorkommen verholfen. Der Schlammling (Limosella aquatica) sei im Rickelsbüller Koog wieder aufgetaucht, teilte die Stiftung Naturschutz mit. «Das ist schon eine botanische Sensation», sagte Projektleiter Oliver Granke. Die ziemlich unscheinbare und kleine heimische Pflanze ist im nördlichsten Bundesland vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste 1. 

Nun konnte der Schlammling den Angaben zufolge in einer riesigen Ansammlung im Rickelsbüller Koog nachgewiesen werden. «Es ist möglicherweise in diesem Jahr das einzige Vorkommen in ganz Schleswig-Holstein», sagte Granke. 

Der Schlammling wächst den Angaben zufolge nur noch dort, wo durch die Kombination aus Wasserstandsschwankungen und der steten Dynamik durch Wasser und Weidetiere nahezu vegetationsfreie Bereiche entstehen. Schlammböden an Fluss-, See- oder Teichufern, aber auch Minigräben, die mal mehr, mal weniger überschwemmt sind, sind der perfekte Standort für den Schlammling. 

Samen aus jahrzehntelangem Dornröschenschlaf geholt 

Der Biologe vermutet, dass eine bestimmte Maßnahme des Wiesenvogelprojektes der kleinen Pflanze zur Rückkehr in den Koog nahe der dänischen Grenze verholfen hat. Im vergangenen Sommer hatten er und sein Team mit einer Spezialfräse kleine, sehr flache Minigräben, sogenannte Grüppen, auf der Fläche wiederhergestellt, die sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verfüllt hatten. 

Im Winter haben sich die flachen Gräben mit Regenwasser gefüllt und dort in diesem Frühjahr für optimale Lebensbedingungen von Uferschnepfe und anderen Wat- und Wiesenvögeln gesorgt. Dabei sei offenbar auch eine Jahrzehnte alte Samenbank der Schlammlinge freigelegt worden, die zuvor in etwa 30 Zentimeter Tiefe im Boden geschlummert habe, teilte die Stiftung weiter mit. Durch das Abtragen der obersten Schicht kam sie wieder ans Licht und «konnte dank der optimierten Bedingungen aus einem langen Dornröschen-Schlaf wieder zum Leben erweckt werden».

Hauptaugenmerk des Projekts liegt eigentlich auf der seltenen Uferschnepfe

Hier zeige sich die Bedeutung von Naturschutzmaßnahmen für eine sehr anspruchsvolle Art wie die Uferschnepfe (Limosa limosa). «Geht es ihr gut, werden viele weitere seltene Arten unter ihrem Rettungsschirm gleich mit geschützt», sagte Granke.

Das «Life-Limosa»-Projekt «Wo ist Greta?» hatte sich von 2012 bis 2023 hauptsächlich um die Lieblings-Lebensräume der Uferschnepfe und anderer Wat- und Wiesenvögel gekümmert. Die Uferschnepfe wird an der Westküste auch liebevoll Greta genannt. Insgesamt haben den Angaben zufolge dieses Jahr 39 Brutpaare – so viele wie schon lange nicht mehr – im Koog gebrütet.