Kiel (dpa/lno) – Immer mehr Fahrräder, aber zu wenig Fachkräfte für die Wartung und Reparatur – diese Diskrepanz muss nach Ansicht des SPD-Landtagsabgeordneten Niclas Dürbrook behoben werden. «Mich erreichen immer wieder Hinweise auf lange Wartezeiten und krassen Personalmangel», sagte er. Er hat deshalb der schwarz-grünen Landesregierung eine Kleine Anfrage zum aktuellen Stand bei der Ausbildung von Zweiradmechatronikern und Fahrradmonteuren gestellt. Fazit: In den meisten Kreisen gibt es nur ein oder zwei Auszubildende, in manchen gar keinen.
Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse für Fahrradmonteure und Zweiradmechatroniker sei viel zu gering angesichts des rasanten Wachstums des Fahrradverkehrs im Bundesland, sagte Dürbrook. «Die Landsregierung will, dass Schleswig-Holstein Fahrradland wird. Dazu passt die Situation in den Fahrradwerkstätten nicht.»
2023 erstmals mehr E-Bikes als normale Räder verkauft
2023 seien erstmals mehr Fahrräder mit Elektroantrieb verkauft worden als ohne. Mit Blick auf die technisch komplizierten E-Bikes brauche es umso dringender qualifizierte Fachkräfte. «Naheliegend wäre als Lösung, diese Fachkräfte in Schleswig-Holstein auszubilden», so der SPD-Abgeordnete, aber nach wie vor gebe es im Land kein Berufsschulangebot für Fahrradmonteure. Wer den Beruf lernen will, müsse bis nach Hamburg pendeln. Für Zweiradmechaniker gebe es nur ein Angebot für Schüler mit besonderen Bedarfen in Nordfriesland.
Laut der Radstrategie des Landes solle in nur sechs Jahren ein Drittel des Verkehrs in Schleswig-Holstein mit dem Rad abgewickelt werden. Er sehe nicht, wie die Landesregierung dieses Ziel erreichen wolle, sagte Dürbrook. «Was bringen die schönsten Radwege, wenn niemand die Fahrräder reparieren kann, die darauf fahren sollen?», fragte er.
ADFC: Landesregierung muss dringend gegensteuern
Auch Stephanie Meyer, die Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC in Schleswig-Holstein, spricht von «sehr beunruhigenden Zahlen und einem fatalen Signal». Man brauche nicht nur mehr und bessere Radwege, sondern auch ausreichend und gut qualifiziertes Fachpersonal, das die vielen Fahrräder repariert – «und das innerhalb weniger Tage und nicht mehrerer Wochen. Man stelle sich einmal vor, dass die Menschen mehrere Wochen auf einen Termin zur Reparatur ihres kaputten Autos warten müssten!»
Hier müsse die Landesregierung dringend gegensteuern und Lösungen und Angebote schaffen, so Meyer. Es zeige sich, dass die bisherigen Angebote nicht mehr zeitgemäß sind. Man brauche jetzt direkte Gespräche der Politik mit den Ausbildungsbetrieben und den Kammern. «Dass die Landesregierung hier lediglich die Rolle der Beobachterin einnimmt, wird keine Besserung und Lösung bringen.»