ADAC-Erhebung: E-Scooter-Fahrer waren häufig Ampel-Sünder

Ob Fußgänger, Auto- oder Radfahrer: Der ADAC stellte bei einer Untersuchung in Hamburg eine Reihe von Rotlichtverstößen fest. (Symbolbild)
Ob Fußgänger, Auto- oder Radfahrer: Der ADAC stellte bei einer Untersuchung in Hamburg eine Reihe von Rotlichtverstößen fest. (Symbolbild) Foto: Felix Hörhager/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Ob Fußgänger, Radler oder Autofahrer: Zeigt die Ampel Rot, hält nicht jeder an – die überwiegende Mehrheit aber schon. Das hat zumindest eine stichprobenartige Erhebung des ADAC in Hamburg ergeben. Der Verkehrsclub hat dort an vier vielbefahrenen Kreuzungen an einem Werktag im Oktober 2024 mit einem KI-gestützten Kamerasystem jeweils vier Stunden lang Rotlichtverstöße gezählt. 

Rund 16 Prozent der E-Scooter-Fahrer ignorierten das Rotlicht

Das Ergebnis: Von insgesamt 14.636 Verkehrsteilnehmern missachteten fast 6,5 Prozent die rote Ampel. Vor allem E-Scooter-Fahrer stachen hervor – sie waren aber auch die zahlenmäßig kleinste Gruppe der Verkehrsteilnehmer. Von 64 E-Scooter-Fahrern ignorierten rund 16 Prozent die rote Ampel. Von 5.625 Fußgängern liefen der Erhebung zufolge rund 13 Prozent über Rot. Rund acht Prozent der 1.422 Radfahrer missachteten das Lichtzeichen ebenso wie etwas mehr als ein Prozent der 7.525 gezählten Kraftfahrer. 

Der ADAC hat nach eigenen Angaben nicht nur in Hamburg, sondern auch in Berlin, München, Köln und Leipzig gezählt. Untersucht worden seien sowohl einfache Verstöße innerhalb einer Sekunde Rotlicht als auch qualifizierte Verstöße, bei denen die Ampel länger als eine Sekunde auf Rot stand – auch Frühstarter seien mitgezählt worden. 

Das Ergebnis: Bei insgesamt 66.158 registrierten Verkehrsteilnehmern zählten die Tester demnach 2.833 Rotlichtverstöße. Die zahlenmäßig kleinste Gruppe der E-Scooter-Fahrer ignorierte rote Ampeln mit mehr als 14 Prozent am häufigsten.

Laut ADAC-Sprecherin wurden die E-Scooter separat erfasst – auch wenn sie rein juristisch zu den Kraftfahrzeugen gehörten. Bei der Ahndung für Bußgelder jedoch würden E-Scooter mit den Fahrrädern gleichgesetzt.

Wären Verstöße geahndet worden, hätte dies 158.000 Euro gekostet

Wären die Verstöße geahndet worden, wären nach ADAC-Berechnungen etwa 158.000 Euro Bußgeld fällig geworden, dazu 1.573 Punkte im Flensburger Zentralregister und 164 einmonatige Fahrverbote. Die Ergebnisse zeigen aus Sicht des Verkehrsclubs, dass trotz empfindlicher Sanktionen zahlreiche Verkehrsteilnehmer rote Ampeln ignorieren. 

Der jüngsten Verkehrsunfallstatistik 2023 der Hamburger Polizei sind Rotlichtverstöße und Missachtung der Vorfahrt der dritthäufigste Grund für Verkehrsunfälle mit Verletzten. Sie machten 10,2 Prozent aller Unfälle aus. Insgesamt wurden dabei 1.050 Menschen verletzt – 177 mehr als 2019.

ADAC fordert konsequente Ampelkontrollen

Aus Sicht des ADAC wären zur Erhöhung der Verkehrssicherheit konsequente Ampelkontrollen notwendig. Auch das Projekt «Ampel der Zukunft» könnte die Lage verbessern. Dieses System priorisiere Einsatzfahrzeuge, erkenne große Gruppen, Kinder, ältere Menschen sowie Rollstuhlfahrer und könne so die Grünphasen für Fußgänger und Radfahrer optimal steuern.