Atommüll lagert noch Jahrzehnte an stillgelegten AKW

Möglicherweise noch 100 Jahre wird der Atommüll aus dem stillgelegten Meiler im Zwischenlager am AKW Brokdorf lagern. (Archivbild)
Möglicherweise noch 100 Jahre wird der Atommüll aus dem stillgelegten Meiler im Zwischenlager am AKW Brokdorf lagern. (Archivbild) Foto: Christian Charisius/dpa

Kiel (dpa/lno) – Der Atommüll aus den drei stillgelegten Atomkraftwerken Brokdorf, Brunsbüttel und Krümmel muss voraussichtlich noch etliche Jahrzehnte im Norden aufbewahrt werden. «Die in Schleswig-Holstein befindlichen Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle müssen noch sehr lange weiterbetrieben werden. Und zwar wohl noch mindestens über 100 Jahre», sagte der SPD-Energiepolitiker Marc Timmer unter Verweis auf die Antworten der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage. Zuvor hatte das «Flensburger Tageblatt» berichtet. 

«Nach aktuellem Kenntnisstand müssen die in Schleswig-Holstein befindlichen 
Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle weiterbetrieben werden, bis ein 
entsprechendes Endlager zur Verfügung steht», so das Energieministerium. Die Antwort auf Timmers Frage, ob dies nach derzeitiger Zeitschätzung möglicherweise mindestens 100 Jahre sei, fiel kurz aus: «Ja.»

Bericht des wissenschaftlichen Dienstes

Hintergrund der Anfrage von Timmer ist ein Bericht des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags. Darin heißt es: «Der Bau des Endlagers soll zwei bis vier Jahrzehnte dauern, der Betrieb (also das Einlagern) weitere drei Jahrzehnte. Mit einem Abschluss des Entsorgungsprozesses ist also Mitte des 22. Jahrhunderts zu rechnen. Die Abfälle sollen eine Million Jahre sicher verwahrt sein.»

Timmer betonte, «das sind sehr schlechte Nachrichten und zeigt, dass die Atomenergie alles andere als eine Zukunftstechnologie ist». Es sei klar, dass die Suche nach einem Endlager für atomare Abfälle lange dauern werde. «Aber Mitte des 22. Jahrhunderts heißt, dass wir die Entsorgung einer verfehlten Energiepolitik den nächsten Generationen auferlegen.» Es stelle sich die Frage, ob dann überhaupt noch ausreichend qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen werde. «Umso konkreter Standorte in den Blick genommen werden, desto stärker wird sich der regionale Widerstand ausprägen. Dies sind alles andere als gute Perspektiven!»