Ausweitung des Waldes im Norden wird schwieriger

Mehr Wald für Schleswig-Holstein zu schaffen, ist eine Aufgabe der Landesforsten mit ihrem neuen Chef Chris Freise. (Archivbild)
Mehr Wald für Schleswig-Holstein zu schaffen, ist eine Aufgabe der Landesforsten mit ihrem neuen Chef Chris Freise. (Archivbild) Foto: Frank Molter/dpa

Neumünster (dpa/lno) – Die politisch gewünschte Vergrößerung der Waldfläche in Schleswig-Holstein stößt zunehmend auf Flächenkonkurrenz. «Die freie Landschaft ist inzwischen ein rares Gut», sagte der neue Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, Chris Freise, der Deutschen Presse-Agentur. Da sei ein halbes Prozent der Landesfläche wahnsinnig viel.

Im nördlichsten Bundesland wächst auf rund 11,5 Prozent der Fläche Wald. 12 Prozent sollen es werden. Ein halbes Prozent sind rund 79 Quadratkilometer, etwas mehr als die Fläche der Stadt Neumünster.

Die großen Konkurrenten um das Land seien Landwirtschaft, Naturschutz, Infrastruktur und zunehmend auch erneuerbare Energien. «Mit denen muss man Lösungen entwickeln.» Es gehe um marktwirtschaftliche Mechanismen. «Da ist der Preis ein ganz entscheidender Faktor», so Freise.

Preise ziehen an

In den vergangenen 25 Jahren habe der Boden extrem an Wert gewonnen. Die großen Preistreiber seien der Flächenbedarf für Infrastruktur wie Straßen und Wohngebiete, die EU-Agrarpolitik, der Aufbau von Freiflächenphotovoltaik und Windkraft sowie der Naturschutz.

«Die Flächen, die wir aufforsten, müssen wir bezahlen», sagt Freise. Die Landesforsten weiteten ihre Flächen daher in vielen kleinen Schritten aus. Es gehe oft um Projekte mit nur wenigen Hektar Fläche. Rund 31 Prozent der Waldfläche sind im Besitz des Landes. Mehr als die Hälfte gehört privaten Besitzern.

Freise erinnerte daran, dass Schleswig-Holsteins Wald durch Abholzung Mitte des 19. Jahrhunderts auf weniger als vier Prozent der Landesfläche geschrumpft war. Der größte Teil des heutigen Waldes sei also von Menschen geschaffen. In den vergangenen Jahrzehnten sei viel erreicht worden. Die Landesforsten sind nach Freises Angaben bei der weiteren Entwicklung für ganz unterschiedliche Modelle offen. Das könne auch Agroforst sein, also die Kombination von Wald und Landwirtschaft, eine natürliche Vegetationsentwicklung in Kooperation mit dem Naturschutz oder die Vernetzung von Waldgebieten für erleichterte Wanderungen von Wildtieren.