Kiel (dpa/lno) – Trotz der seit 2020 geltenden Impfpflicht gegen Masern ist das Ziel des Herdenschutzes in Schleswig-Holstein nach Zahlen der Krankenkasse Barmer nicht erreicht. 2022 hatten landesweit nur 88,7 Prozent der Zweijährigen den vollständigen Masernimpfschutz erhalten. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, sei jedoch eine Immunisierungsrate von mindestens 95 Prozent erforderlich, teilte die Barmer mit.
«Um dies zu ändern, sind gezielte Impfkampagnen und intensivere Aufklärung notwendig, um Vorbehalte gegen Impfungen abzubauen», so der Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein, Bernd Hillebrandt.
Eine Herdenimmunität sei entscheidend, um nicht nur geimpfte Personen zu schützen, sondern auch diejenigen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. Herdenschutz besteht dann, wenn so viele Mitglieder der Gruppe immunisiert sind, dass sich einzelne Infektionen nicht mehr verbreiten.
Einige Kinder gar nicht gegen Masern geimpft
Nach Angaben der Barmer sind die Masern-Impfquoten in Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern mit etwa 77 bis 85 Prozent bei den Zweijährigen besonders niedrig. Schleswig-Holstein habe mit 88,7 Prozent die Spitzenposition unter den westdeutschen Bundesländern.
2022 waren etwas mehr als vier Prozent der im Jahr 2020 geborenen Kinder in Schleswig-Holstein ohne jegliche Masernimpfung. «Impflücken gefährden die Gesundheit unserer Kinder und schwächen den Schutz für alle. Je größer diese Lücken in einzelnen Regionen sind, desto höher ist das Risiko für lokale Masernausbrüche», warnte Hillebrandt.
13 empfohlene Impfungen
Die Impfquoten für Impfungen ohne Pflicht – wie Diphtherie, Keuchhusten, Polio und Hepatitis B – liegen in Schleswig-Holstein den Angaben zufolge bei Werten zwischen 86 und rund 87 Prozent. Die Impfung gegen Rotaviren hat mit 77,5 Prozent die niedrigste Quote. «Ein zentrales Ergebnis unserer Analysen ist, dass die angestrebten Impfquoten für die 13 empfohlenen Impfungen zur Grundimmunisierung bei keiner Impfung erreicht werden, auch nicht für Masern nach Einführung der Impfpflicht», so Hillebrandt.
521 Masernfälle und ein Todesfall in den ersten beiden Monaten 2024 in England hätten gezeigt, dass ohne Erreichen der Herdenimmunität massive Ausbrüche von Masernerkrankungen jederzeit möglich seien.