Freiburg (dpa) – Trainer Steffen Baumgart legte sich bei der Frage aller Personalfragen des Hamburger SV schon einmal fest. «Zu 99,9 Prozent wird Ferro im Tor stehen», sagte er und fragte in die Medienrunde: «Haben wir’s denn?» Er habe es nur spannender machen wollen, sagte er weiter, nachdem er sich kurz zuvor um eine klare Antwort gewunden hatte.
«Ferro» ist Daniel Heuer-Fernandes (31) und von Beruf Torwart des Fußball-Zweitligisten. Weil sich in Matheo Raab (25) sein Kollege und Konkurrent um den Posten zwischen den HSV-Pfosten trotz des 1:2-Zweitrunden-Aus‘ der Hamburger im DFB-Pokal beim Bundesligisten SC Freiburg wieder einmal nachdrücklich empfahl, tauchte einmal mehr die Frage auf: Heuer Fernandes oder Raab?
Keine klare Nummer eins
Zumindest für das Ligaspiel am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) gegen den 1. FC Nürnberg hat sich Baumgart erst einmal festgelegt. Seine «99,9 Prozent» pro «Ferro» lässt die Entscheidung deutlich erscheinen. Ist sie aber nicht.
Der 52 Jahre alte Trainer hat das Luxus-Problem, zwei sehr gute Torhüter zu haben. In der Tat: Heuer Fernandes und Raab würden bei den meisten anderen Zweitliga-Clubs wohl die Nummer eins sein. Baumgart löst die Situation, in dem er keine klare Nummer eins benennt. Zugleich aber auch nicht jede Woche den Arbeitsplatz im Tor neu vergibt.
In Freiburg sammelte Raab wieder Pluspunkte für sich. Unter anderem parierte er die Versuche von Lukas Kübler (10.) und Maximilian Philipp (15.) großartig. Gegen die Nürnberger wird er dennoch auf der Bank Platz nehmen.
Raab will immer ran
«Ich will immer spielen. Jeder von uns will immer spielen. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich gern auf die Bank setze. Das wäre auch der falsche Ansatz», sagte Raab den Hamburger Medien.
Er habe in Freiburg alles heraushauen wollen. «Solche Spiele machen riesig Spaß, wenn man sich mit einer der besten Mannschaften Deutschland messen kann», meinte er. «Ob das ein Fingerzeig war? Ich versuche in jedem Training einen Fingerzeig von mir zu geben, und mache das auch im Spiel.»
Wechsel-Dich-Spiel
Dass die Diskussion um den Nummer-Eins-Status wieder etwas stärker aufflammte, lag auch am 2:4 des HSV in der Liga bei der SV Elversberg und der Rolle von Heuer Fernandes beim ersten Gegentor. Klar war aber auch: Verantwortlich für die Niederlage war er nicht.
Schon seit Beginn der Saison gibt es ein Wechsel-Dich-Spiel im HSV-Tor. In die Vorbereitung war Raab als Stammkeeper gegangen, nachdem er nach drei Spieltagen der vergangenen Rückrunde Heuer Fernandes verdrängt hatte.
Wegen einer Lungenentzündung verpasste er den Liga-Start. Heuer Fernandes lieferte seine Leistung ab und blieb im Tor. Als der Routinier sich mit Adduktorenbeschwerden herumplagte, sprang Raab für drei Punktspiele ein und überzeugte ebenso. In vergangenen zwei Partien war Heuer Fernandes wieder auf dem Platz. Dafür durfte Raab im Pokal wieder ran. Er kündigte an: «Ich werde alles dafür tun, um auch im Ligabetrieb wieder im Kasten zu stehen.»