Kiel (dpa/lno) – Nach Angaben des Chefs der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit stieg die Zahl der Beschäftigten in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr auf rund 1.058.000 Menschen. Dies seien 6.100 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte mehr als 2023, sagte Markus Biercher in Kiel bei der Vorstellung der Jahresbilanz des Arbeitsmarktes.
«Nie zuvor waren so viele Menschen in Lohn und Brot wie im September 2024», betonte Biercher. In dem Monat waren insgesamt 1.071.900 Menschen im nördlichsten Bundesland beschäftigt. Vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der öffentlichen Verwaltungen sei die Zahl der Beschäftigten gestiegen.
Allerdings gebe es auch Wirtschaftsbereiche, die Beschäftigungsverluste hinnehmen mussten, wie etwa der Handel oder das verarbeitende Gewerbe. «Trotz dieser positiven Gesamtentwicklung stieg gleichzeitig die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt auf 92.500 gemeldete Arbeitslose an», erklärte der Chef der Regionaldirektion. Dies sei ein Plus von 4.700 zum Jahr 2023.
Ausblick auf 2025
«Diese differenzierte Betrachtung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel weiterhin die größte Herausforderung am Arbeitsmarkt ist», sagte Wirtschaftsstaatssekretär Tobias von der Heide (CDU). Dazu werde die Situation durch den demografischen Wandel angeheizt.
«Unsere Arbeitsmarktprojektion geht in der Zehnjahresperspektive von über 300.000 Fach- und Arbeitskräften aus, die unserem Arbeitsmarkt fehlen werden», erklärte von der Heide. Das sei etwa ein Drittel des Arbeitsmarktes.
Daher rechne der Chef der Regionaldirektion für 2025 trotz schwieriger Marktlage mit über 50.000 neu gemeldeten Arbeitsstellen in Schleswig-Holstein. «Unternehmen sollten sich dreimal überlegen, ob sie ihre langjährige Arbeits- und Fachkraft entlassen», betonte er.
Arbeit als Integrationsmittel
Ferner habe die berufliche Aus- und Weiterbildung von Arbeitssuchenden für die Arbeitsagenturen höchste Priorität. Auch sei sich intensiv um geflüchtete Menschen und ihren Weg in Arbeit gekümmert worden. Biercher erklärte: «Wir sind der festen Überzeugung, dass Arbeit das beste Instrument ist, um Menschen zu integrieren.»
Gleichzeitig sei Integration auch das beste Instrument, um dem Arbeits- und Fachkräftemangel wirkungsvoll zu begegnen. So sind laut Biercher im Jahr 2024 knapp 6.300 Ukrainerinnen und Ukrainer in Schleswig-Holstein beschäftigt. Dies seien rund 2.000 mehr als noch im Jahr zuvor.
DGB fordert Ausbildungsgarantie
Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Nord, Laura Pooth, forderte einen Ausbau der Zusammenarbeit in den Jugendberufsagenturen: «Eine fehlende Berufsausbildung ist der größte Risikofaktor für Arbeitslosigkeit», betonte sie. Jugendliche unter 20 Jahren seien die größten Verlierer am Arbeitsmarkt. Aus ihrer Sicht gebe es gerade am Übergang von der Schule zum Beruf Probleme. Der DGB setzt sich daher für eine Ausbildungsgarantie ein, mit der die Ausbildungskosten fairer zwischen allen Betrieben verteilt werden.
Auch Staatssekretär von der Heide und der Chef der Regionaldirektion Biercher appellierten an die Unternehmen, jungen Menschen ohne Schulabschluss eine Chance auf einen Berufseinstieg zu geben. Es seien junge Menschen, die ihr ganzes Arbeitsleben noch vor sich und damit auch Chancen auf einen Berufseinstieg, eine Ausbildung und gesellschaftliche Teilhabe verdient hätten.