Kiel/Dannewerk/Flensburg (dpa) – «Hurra», «Hurra», «Hurra» rufen die Mädchen und Jungen des dänischen Kindergartens Eckernförde so laut sie können, schwenken Papierflaggen in Rot und Weiß und sind atemlos, als das dänische Königspaar auf sie zukommt. Beim Eintreffen am Gästehaus der schleswig-Holsteinischen Landesregierung nehmen sich der dänische König Frederik X. und seine Frau Mary Zeit, den gut 200 Besuchern nahezukommen.
Beate Schulz-Brewing ist begeistert: «Wunderbar, ein ganz tolles Paar. Sehr menschlich, sehr offen. Dass sie hier an den Menschen so vorbeigehen, fand ich toll.» Die Sonne strahlt am stahlblauen Himmel dazu. Mary ist in warmen Herbsttönen gekleidet, Frederik trägt einen blauen Nadelstreifenanzug.
Eintrag ins Gästebuch
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) begrüßt den royalen Besuch gemeinsam mit seiner Frau. Anschließend tragen sich Frederik und Mary in das Gästebuch ein. Mit geladenen Gästen und etlichen Kabinettsmitgliedern verweilt das Königspaar noch zu einem kurzen Mittagessen.
Wirtschaftsminister mit dänischen Wurzeln begeistert
Für Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister mit dänischen Wurzeln, Claus Ruhe Madsen (CDU), ist dies ein ganz besonderer Tag. Er sei schon am Montag in Berlin dabeigewesen und am Abend «mit einem breiten Grinsen eingeschlafen». Es gebe wohl keinen Dänen, der sich nicht zum Königshaus bekenne. «Heute ist ein toller Tag, ein starkes Signal für die dänische Minderheit.»
Beiderseits der deutsch-dänischen Grenze leben große nationale Minderheiten, die besondere Rechte genießen. Das gilt international als vorbildlich. So ist die politische Vertretung der Dänen und Friesen, der SSW, von der Fünf-Prozent-Hürde ausgenommen. In zahlreichen Schulen wird auf Dänisch unterrichtet.
Energiekonferenz im Geomar
Im Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel eröffnet das Königspaar eine Energiekonferenz. Dazu setzen sie mit einer Elektrofähre zum anderen Ufer der Förde über. «Die Königin Mary und ich freuen uns, wieder in Schleswig-Holstein zu sein, nun als Königspaar, und gleichzeitig einen Gruß von meiner Mutter, Königin Margrethe, zu übermitteln, die mit großer Freude an ihren Besuch im Jahr 2019 zurückdenkt», sagt König Frederik X.
Tausende von Dänen und Deutschen lebten friedlich auf beiden Seiten der Grenze und seien damit ein Beispiel für den Rest der Welt, erklärte Frederik. Sie teilten sich Arbeitsplätze, Schulen, Kirchen und Vereine. Deutsche und Dänen tauschten Erfahrungen über den grünen Wandel aus.
Diese Partnerschaft reduziere nicht nur die Treibhausgasemissionen, sondern verdeutliche auch die grenzüberschreitenden Geschäftsmöglichkeiten in der grünen Energietechnologie. König Frederik betont, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien entscheidend sei für die weitere Elektrifizierung beider Gesellschaften.
Zu der Energiekonferenz hatte die dänische Botschaft eingeladen. Es werden rund 100 Teilnehmer erwartet – darunter Vertreter von je 20 dänischen und deutschen Unternehmen. Die Themen CO2-Speicherung (CCS) und grüner Wasserstoff sollen im Fokus stehen.
Spatenstich am Danevirke-Museum
Am Nachmittag stoppt der hohe Besuch in Dannewerk bei Schleswig. Das Danevirke-Museum soll einen Neubau erhalten. Frederik X. setzte zum symbolischen Spatenstich an. Auch hier jubeln mehrere hundert Neugierige dem Paar zu. Das Danewerk ist eine alte dänische Grenzbefestigung und heute Unesco-Welterbe. Für Lydia Claassens ein wohl einmaliger Tag. Sie lebt seit 54 Jahren in Australien und ist zurzeit zu Besuch in Schleswig. «Ein super tolles Erlebnis», sagt sie, nachdem das Königspaar am Ende der Station unmittelbar bei ihr war. Wen immer man fragt: Alle finden die dänischen Royals sympathisch, nahbar und einfach nett.
Besuch bei Organisationen der dänischen Minderheit
Zum Abschluss ihres Schleswig-Holsteins Besuchs kommen Frederik X. und Mary nach Flensburg, die vielleicht dänischste Stadt des Landes. Hier trafen sie sich im Flensborghus mit Vertretern von Organisationen der dänischen Minderheit und informierten sich über deren Arbeit. Die dänische Sprache und Kultur gehören zum Alltag im Landesteil Schleswig (in Südschleswig). Es gibt unter anderem dänische Kindergärten und Schulen sowie Altersheime und Bibliotheken, eine dänischsprachige Tageszeitung und dänische Kirchen.
Wie an den anderen Orten des Besuchs versammeln sich auch in Flensburg Hunderte Schaulustige. Viele schwenken kleine Dänemark-Fähnchen, sprechen Dänisch. Einige haben Blumen oder Obst dabei, die sie dem Königspaar überreichen werden. Und als die royalen Gäste sich nähern, rufen die Menschen auch in Flensburg «Hurra», »Hurra», «Hurra».