
Hamburg (dpa/lno) – Der bekennende HSV-Fan Merlin Polzin hätte sich sein Heimdebüt als Interimstrainer des Hamburger SV sicherlich erfolgreicher vorgestellt. Doch der Fußball-Zweitligist verpasste im zweiten Spiel unter der Regie des 34-Jährigen die Rückkehr auf den zweiten Tabellenplatz. Nach dem spektakulären 2:2 (2:1) gegen den seit Ende September ungeschlagenen SV Darmstadt 98 stehen die Hanseaten mit zwiespältigen Gefühlen da.
«Natürlich ist es für mich eine besondere Situation, an der Seitenlinien stehen zu dürfen», sagte Polzin, der ein «intensives Spiel» gesehen habe. Der vorübergehende Coach bezeichnete das Ergebnis als «leistungsgerechtes Remis». Mittelfeldspieler Daniel Elfadli hatte «gemischte Gefühle». «So richtig freuen können wir uns nicht», fügte er hinzu. Mit den Chancen, insbesondere zum Ende des Spiels, sei mehr drin gewesen.
Schonlau: «Man kann zufrieden sein»
In einer höchst unterhaltsamen Partie erzielten Ransford-Yeboah Königsdörffer (10. Minute) und Adam Karabec (45.) per Traumtor die Treffer für die Hanseaten. Aleksandar Vukotic (33.) und Killian Corredor (63.) glichen jeweils für die Lilien aus. Vor den 51.616 Zuschauern wirkte der HSV phasenweise viel zu passiv, zum Ende hin wurden die Hamburger aber wieder aktiver. Der HSV hätte mit einem Sieg Zweiter werden können, nun stehen sie im spannenden Aufstiegsrennen der 2. Liga als Siebter da.
«Man kann schon zufrieden sein mit dem 2:2», sagte Kapitän Sebastian Schonlau. Das Ergebnis sei angesichts der Stärke des Gegners «in Ordnung». Dass sein Trainer mindestens bis zur Winterpause vorübergehend im Amt walten wird, bezeichnete Schonlau als «starkes Zeichen vom Verein».
Polzin bleibt bis zur Winterpause
Die Ausdehnung des Interimsjobs hatte Sportvorstand Stefan Kuntz zwei Tage vor der Partie bekanntgegeben. Polzin, der nach dem Aus von Steffen Baumgart übernommen hatte, profitierte gleich von mehreren Faktoren: In der vergangenen Woche führte er den kriselnden Club mit einem offensiv deutlich verbesserten Gesicht zum 3:1 in Karlsruhe. Zudem kennt er die Mannschaft seit seinem Beginn als Co-Trainer im Jahr 2020 gut und die HSV-Oberen dürfte die Erkenntnis erhalten haben, dass sie auch mit namhaften Trainern ihren sehnsüchtig angestrebten Wiederaufstieg in die Bundesliga bisher nicht geschafft haben.
Doch vom konsequenten Offensivfußball wie in Karlsruhe war gegen Darmstadt über weite Strecken kaum etwas zu sehen. Die Hessen, die am Dienstag ihr DFB-Pokal-Achtelfinale in Bremen 0:1 verloren hatten, erspielten sich deutlich mehr Ballbesitzanteile in der ersten Hälfte.
Der HSV profitierte aber von einer erfolgreichen Umschaltaktion und einem tollen Pass von Jean-Luc Dompé auf Königsdörffer, der zum 1:0 traf. Auf der Gegenseite vollendete der 2,01 Meter große Innenverteidiger Vukotic nach einer Flanke per Kopf zum Ausgleich.
Geniestreich des HSV vor dem 2:1
Der HSV kam durch einen Geniestreich zurück. Daniel Elfadli führte einen Freistoß zügig aus und Mittelfeldspieler Adam Karabec schlenzte den Ball unwiderstehlich ins linke obere Eck. Das Statistikportal der Liga errechnete eine Torwahrscheinlichkeit von drei Prozent. Elfadli erklärte später wenig überraschend, dass die schnelle Ausführung eine spontane Idee war. SV-Trainer Kohfeldt lobte das Tor, aber kritisierte ein aus seiner Sicht «klares Foul» an Fraser Hornby zuvor.
Im zweiten Durchgang waren die Gäste in vielen Belangen weiter leicht überlegen. Der starke Corredor traf zum Ausgleich. Elfadli scheiterte aufseiten des HSV mit einem Kopfball an die Latte. Hamburgs Torwart Daniel Heuer Fernandes bewahrte seine Mannschaft kurz vor Schluss mit zwei Paraden vor dem erneuten Gegentreffer. Auch der eingewechselte Davie Selke verpasste eine Großchance zum 3:2.