Diakonie berät Behinderte bei Eingliederungsproblemen

Der Vorstand der Diakonie Schleswig-Holstein, Heiko Naß, stellte ein neues Beratungsangebot für Menschen mit Behinderung vor. (Archivbild)
Der Vorstand der Diakonie Schleswig-Holstein, Heiko Naß, stellte ein neues Beratungsangebot für Menschen mit Behinderung vor. (Archivbild) Foto: Frank Molter/dpa

Kiel (dpa/lno) – Mit kostenloser Rechtsberatung hilft die Diakonie Menschen mit Behinderung in Schleswig-Holstein bei der Durchsetzung ihrer Interessen im Bereich der Inklusion. Viele könnten ihre rechtlich garantierten Ansprüche gegen Behörden und Kostenträgern nicht durchsetzen, sagte Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß. Das auf fünf Jahre angelegte Projekt fördert die Aktion Mensch mit 450.000 Euro.

Seit Jahresbeginn hat der Jurist Erich Kramer bereits 40 Menschen mit Behinderung beziehungsweise deren Angehörige beraten. Erklärtes Ziel sei es, Klagen zu vermeiden, sagte Kramer. Denn diese benötigten oft drei bis fünf Jahre. «Häufig gehen die Verfahren nicht weiter. Die Menschen trauen sich aber nicht, die Behörden anzusprechen.» Im vergangenen Jahr betreute er 124 Fälle. Nur in fünf Fällen riet er Betroffenen zur Klage. Vor Gericht vertrete er diese aber nicht.

Typischer Fall

In einem aktuellen Fall ging es um den mehrfach behinderten Sohn eines Lehrers. Der 26 Jahre alte Linus hat das Down-Syndrom und eine Form des Autismus. Nach Jahren in einer Einrichtung in Ahrensburg zeigte er plötzlich Aggressionen gegen Mitbewohner, warf beispielsweise Rollstuhlfahrer um. Er benötigte eine spezialisierte Einrichtung. Seine Eltern konnten diese Ansprüche bei der zuständigen Behörde jedoch nicht durchsetzen.

«In diesem Zusammenhang fühlten wir uns als Eltern und Betreuer ziemlich alleine gelassen», sagt der Vater. Der Vater bezeichnete die Beratung als Glücksfall. Mit Hilfe des Rechtsberaters gelang es, den jungen Mann in einer geschützten Einrichtung in Flensburg unterzubringen.

Seit drei Wochen sei er fort, fühle sich wohl und es gebe keine Probleme, sagte der Vater. Zuvor sei es schwierig mit ihm gewesen. In einem Krankenhaus sei mittlerweile eine emotionale Verzögerung festgestellt worden. Linus sei in diesem Bereich wie ein 18 Monate altes Kind. Es habe sich bei den Aggressionen um Eifersuchtsausbrüche gehandelt.

Kramer betonte, oft gebe es Zuständigkeitsprobleme. «Die Menschen werden nach Hause geschickt mit den Worten: Wir sind nicht zuständig.» Bescheide seien oft schwer verständlich. Landespastor Naß betonte, Linus sei kein Einzelfall.