Berlin (dpa) – Parteigründerin Sahra Wagenknecht bekommt für ihre Russland-Politik Unterstützung von einem SPD-Urgestein. Der frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi kritisierte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe zugleich die eigene Partei und Bundeskanzler Olaf Scholz. «In der SPD kritisiert so gut wie niemand, dass der Kanzler nur für Kanonen wirbt und nicht zugleich auch für Verhandlungen. Ich bedauere das sehr. Deshalb unterstütze ich Sahra Wagenknecht, weil sie für Verhandlungen mit Russland eintritt.» Dafür sei er auch.
Der 96-Jährige betonte, die SPD habe in ihrer Geschichte immer aus zwei Wurzeln Kraft gezogen, die Friedens- und die Sozialpolitik. «Seitdem die SPD die Wurzel Friedenspolitik abgehackt hat, verdient sie zu Recht keine besseren Wahlergebnisse als sie heute bekommt», sagte von Dohnanyi.
Auf den Hinweis im Interview, er scheine sehr mit seiner SPD zu hadern, antwortete er: «Das Wort „hadern“ ist eigentlich nicht ausreichend. Ich bin der Meinung, dass die SPD gerade dabei ist, sich selbst zu verraten.» An einen Parteiaustritt denkt von Dohnanyi aber nicht. «Die SPD muss mich ertragen – so wie ich sie ertrage», betonte er.