Drei Nebenkläger im Prozess gegen Ex-RAF-Terroristin Klette

Unter den Nebenklägern im Prozess gegen die mutmaßliche Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette vor dem Landgericht Verden ist ein früherer Fahrer eines Geldtransporters, der 2015 von drei bewaffneten Personen vor einem Supermarkt überfallen wurde. (Archivbild)
Unter den Nebenklägern im Prozess gegen die mutmaßliche Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette vor dem Landgericht Verden ist ein früherer Fahrer eines Geldtransporters, der 2015 von drei bewaffneten Personen vor einem Supermarkt überfallen wurde. (Archivbild) Foto: picture alliance / dpa

Verden (dpa) – Im Prozess gegen die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette gibt es bislang drei Nebenkläger. Dabei handelt es sich um Opfer der Raubüberfälle, wie eine Sprecherin des Landgerichts Verden mitteilte. Die Taten hätten bei den Betroffenen tiefe Spuren hinterlassen, sagte Opferanwalt Steffen Hörning der Deutschen Presse-Agentur. Der Prozess des Landgerichts Verden beginnt am Dienstag.

Der Jurist vertritt einen Mann, der am 6. Juni 2015 am Steuer eines mit rund einer Million Euro beladenen Geldtransporters saß. In Stuhr nahe Bremen wurde der Wagen von drei Bewaffneten überfallen. «Die Zeit unmittelbar danach war eine schlimme Zeit», sagte der Anwalt des Fahrers. «Er war monatelang arbeitsunfähig, er war in einer Klinik, er war in einer Reha, insbesondere eben aufgrund der psychischen Belastungen, weil das natürlich ein sehr traumatisierendes Ereignis war.»

Anwalt: Fahrer hatte Todesangst im Geldtransporter

Bei dem Überfall auf dem Parkplatz eines Supermarkts schnitten drei Maskierte dem Geldtransporter den Weg ab. Einer schoss auf das Fahrzeug. Eine Kugel landete im Reifen, zwei drangen in die Fahrerkabine ein. Erfolglos versuchten die Vermummten, die Türen des Transporters zu öffnen. Dann flüchteten sie ohne Beute in einem Wagen. Der Fahrer des Geldtransporters und sein Beifahrer erlitten einen Schock. Sein Mandant habe damals blanke Todesangst gehabt, sagte Hörning.

Sichergestellte DNA-Spuren wurden später den seit Jahrzehnten untergetauchten Ex-RAF-Terroristen Daniela Klette, Ernst-Volker Wilhelm Staub und Burkhard Garweg zugeordnet. Die Staatsanwaltschaft wirft Klette und ihren Komplizen vor, zwölf weitere Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein begangen zu haben.

Nebenkläger «möchte nicht im Mittelpunkt stehen»

Den Überfall in Stuhr werten die Ermittler als versuchten Mord. Sein Mandant hoffe, dass das Gericht die Tat am Ende des Prozesses als solchen bewerten wird, sagte Anwalt Hörning. Zudem fordert der Mann Schmerzensgeld.

Der damalige Fahrer des Geldtransporters wird im Prozess auch als Zeuge auftreten. Seinem Anwalt zufolge ist das für ihn eine große Belastung. Sein Mandant habe keine Angst vor Frau Klette, spüre aber eine große Anspannung wegen der Rolle als Zeuge. Er fürchte eine konfrontative Befragung und mache sich Gedanken darüber, dass er sich nicht mehr an alles erinnern könne. «Dieser Mensch möchte nicht im Mittelpunkt stehen», sagte der Anwalt. Ein hilfreicher Aspekt der Nebenklage sei, dass er den Mann so auch in seiner Rolle als Zeuge unterstützen könne.

Fahrer besorgt: Alles könnte wieder von vorn beginnen

Die Hoffnung, mit dem Prozess die Tat und das Erlebte endgültig abschließen zu können, hat der Nebenkläger demnach nicht. «Er weiß natürlich aufgrund der Berichterstattung, dass Herr Garweg und Herr Staub noch auf der Flucht sind», sagte Hörning. Sobald einer der Komplizen festgenommen werde, werde alles wieder von vorn losgehen.

Der Prozess des Landgerichts Verden wird wegen der Sicherheitsanforderungen im besonders geschützten Staatsschutzsaal des Oberlandesgerichts Celle eröffnet. Die Ermittler werfen Klette versuchten Mord, unerlaubten Waffenbesitz sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor. Die Angeklagte, die über Jahrzehnte im Untergrund lebte, wurde im Februar 2024 in Berlin festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft.