Warnstreik stoppt Schiffe, Fähren, Flieger – und Premieren

Rund 2.000 Menschen sind bei einer Kundgebung der Gewerkschaft Verdi - in vielen Bereichen der Stadt gab es Warnstreiks im öffentlichen Dienst.
Rund 2.000 Menschen sind bei einer Kundgebung der Gewerkschaft Verdi - in vielen Bereichen der Stadt gab es Warnstreiks im öffentlichen Dienst. Foto: Marcus Brandt/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Ob Hafen, Airport oder Theater: Der Verdi-Warnstreik für Beschäftigte im öffentlichen Dienst hat in Hamburg an vielen Stellen zu Einschränkungen geführt. Vor allem im Hafen ging nicht mehr viel: Alle Schiffe, die hier nur mit einem Lotsen fahren dürfen, konnten Hamburg seit Mittwochabend nicht mehr verlassen oder anlaufen, wie ein Sprecher der Hamburg Port Authority (HPA) der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Keine Lotsen an Bord – keine großen Schiffe auf der Elbe

Hintergrund war, dass auch der sogenannte Lotsenversetzdienst dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zum Warnstreik gefolgt war. Ohne den kommen die Lotsen nicht an Bord der Schiffe. Im Hamburger Hafen müssen Schiffe ab einer Länge von 90 Metern und einer Breite von 13 Metern einen Lotsen an Bord haben.

Ohne Lotsen ist die Durchfahrt für diese großen Schiffe nicht erlaubt. Der Grund dafür ist, dass die Lotsen aufgrund ihrer Ortskenntnis und Expertise die sichere Navigation durch den komplexen Hafenbereich gewährleisten. Schiffe, die keine Lotsen brauchen, konnten den Hafen am Donnerstag wie gewohnt erreichen und verlassen. Auch hafeninterne Verkehre gab es weiterhin. Und für Notfälle wurde mit der Gewerkschaft eine Vereinbarung getroffen.

Fähren über die Elbe bleiben an Land

Wegen des Warnstreiks blieben auch die Fährlinien der städtischen Hadag an Land. Fahrgäste kamen deshalb nicht wie sonst üblich mit den Fähren des öffentlichen Nahverkehrs schnell über die Elbe.

Von dem Streik sind der HPA zufolge im Hamburger Hafen auch Sperrwerke, Schleusen und bewegliche Brücken im HPA-Zuständigkeitsbereich betroffen.

Warnstreik traf den Hafen nicht unerwartet

Bei den Hafenlogistikern war der Warnstreik bereits seit einigen Tagen bekannt, wie eine Sprecherin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) mitteilte. «Entsprechend konnten sich die Containerterminals der HHLA in Hamburg auf die Situation gut vorbereiten.» Die Auswirkungen auf die Kunden seien damit so niedrig wie möglich gehalten worden. Die Abfertigung laufe deshalb – mit geringen Einschränkungen – wie gewohnt. «Eine Normalisierung der Lage erwarten wir bereits am Freitagvormittag.»

Der Unternehmensverband Hafen Hamburg kritisierte den wiederholten Warnstreik. «Auch wenn Streikaktionen ein verfassungsmäßig geschütztes Grundrecht darstellen, so sind die wiederholten Arbeitsniederlegungen kein gutes Aushängeschild und schaden dem Image des Hamburger Hafens. Daher appellieren wir an Verdi, Augenmaß walten zu lassen und die Funktionsfähigkeit des Hafens nicht zu beeinträchtigen», sagte eine Sprecherin der dpa.

Der Ausstand im Hafen soll bis Freitagmorgen, 6.00 Uhr, aufrechterhalten werden. Dann sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hafen wieder ihren normalen Dienst aufnehmen, wie ein Verdi-Sprecher sagte.

Verdi fordert acht Prozent mehr Lohn und mehr freie Tage

Hintergrund des Warnstreiks ist die Tarifrunde im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen. Verdi fordert eine Anhebung der Löhne um acht Prozent, mindestens aber 350 Euro pro Monat. Außerdem verlangt Verdi unter anderem drei zusätzliche freie Tage für die Beschäftigten.

Die Arbeitgeber hatten Verdi zufolge noch kein Angebot vorgelegt. Die dritte Verhandlungsrunde ist für 14. bis 16. März in Potsdam geplant.

Keine Müllabfuhr, verschobene Premiere, gestrichene Flüge

Auch abseits des Hamburger Hafens bekamen die Menschen in der Hansestadt am Donnerstag die Auswirkungen des Warnstreiks zu spüren. So blieben die Mülltonnen im Stadtgebiet weitgehend ungeleert und Recyclinghöfe geschlossen, so manches Büro der städtischen Behörden blieb leer und auch bei der Bundesagentur für Arbeit traten Mitarbeitende in den Ausstand. Bei der Stadtreinigung sollen die Einschränkungen noch bis Montag bestehen bleiben.

Am Hamburger Flughafen blieben zumindest die Flüge von und nach München am Boden, weil es auch dort Warnstreiks gab. Abgesehen davon sei der Flugbetrieb trotz des Ausstandes einiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufrechterhalten worden, sagte eine Flughafen-Sprecherin. Das werde auch am Freitag wieder so sein. Fluggäste sollten sich frühzeitig über ihren Flug informieren, eher am Flughafen sein und am besten nur mit Handgepäck reisen.

In den zweitägigen Warnstreik am Flughafen sind Beschäftigte der Flughafen GmbH, aber auch die der Instandhaltung, der IT-Dienste, der Flughafensicherheitsdienste, der Passagierabfertigung und der Gepäckbeförderung getreten.

Weil am Hamburger Schauspielhaus am Donnerstag wegen der Arbeitsniederlegungen nicht für eine für Freitag geplante Premiere geprobt werden konnte, ist die um zwei Tage verschoben worden. «Die Premiere „Zur Person: Hannah Arendt“ im MalerSaal wird auf Sonntag, 18.30 Uhr, verschoben», wie das Theater mitteilte. Zudem wird die für Samstag geplante deutschsprachige Erstaufführung «Die Abweichlerin» im Großen Haus auf den 12. März verlegt. Die Staatsoper führt die Stücke «Mitridate, re di Ponto» am Donnerstag und «Eugen Onegin» am Freitag nur konzertant und nicht szenisch auf.