Eröffnung des Westfield Überseequartiers erneut verschoben

Die Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartier in der Hafencity ist erneut verschoben worden. Statt der 17. Oktober soll es nun ein Tag gegen Ende des ersten Quartals 2025 sein.
Die Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartier in der Hafencity ist erneut verschoben worden. Statt der 17. Oktober soll es nun ein Tag gegen Ende des ersten Quartals 2025 sein. Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Anhaltende Probleme auf der Baustelle des Westfield Hamburg-Überseequartiers mit der riesigen Shopping-Mall haben den geplanten Eröffnungstermin erneut in Rauch aufgehen lassen. Sollte es erst der 25. April sein, dann der 17. Oktober, plant das Unternehmen Unibail-Rodamco-Westfield (URW) nun nach eigenen Angaben einen Tag gegen Ende des ersten Quartals 2025. 

Der unter anderem durch Kompensationen für Mieter, die längere Bauzeit und Kostenüberschreitungen bereits entstandene Schaden in Höhe von rund 520 Millionen Euro werde voraussichtlich um weitere 100 Millionen wachsen. Insgesamt stiegen die Gesamtinvestitionen damit geschätzt von 1,64 auf etwa 2,26 Milliarden Euro. 

Das Immobilienunternehmen teilte mit, die neuerliche Verzögerung schaffe zusätzliche Zeit für den Abschluss der Inbetriebnahmephase des Projekts. Dies betreffe hauptsächlich Aspekte der Gebäudetechnik wie Brandschutz- und sicherheitstechnische Anlagen sowie andere Systeme der technischen Gebäudeausrüstung. 

Fünf Menschen starben bei einem der schwersten Arbeitsunfälle in Hamburg

Unibail-Rodamco-Westfield war in der Vergangenheit wegen der Zustände auf der Baustelle scharf kritisiert worden. So waren im Oktober vergangenen Jahres bei einem der schwersten Arbeitsunfälle in Hamburg fünf Arbeiter ums Leben gekommen. Ein Gerüst stürzte auf dem Gelände acht Stockwerke tief in einen Fahrstuhlschacht. 

Das war nicht der erste schwere Unfall auf der Großbaustelle. So war nach Angaben des Senats im April 2023 ein Arbeiter von einem Metallteil getroffen und verletzt worden. Im Juni erlitt eine Arbeiterin einen Stromschlag. Bei allen Baustellenkontrollen wurden demnach Mängel in den Bereichen Sicherheit, Arbeits- und Gesundheitsschutz festgestellt.

Flächen des Westfield Hamburg-Überseequartiers zu 90 Prozent vermietet

Das Überseequartier ist ein Teil der Hamburger Hafencity, die wiederum als Europas größtes innerstädtisches Stadtentwicklungsvorhaben gilt. Dieses Projekt direkt an der Elbe wurde Anfang der 1990er-Jahre vom damaligen Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) angeschoben. Der nördliche Teil des Überseequartiers ist seit 2019 fertig, im südlichen Teil wird noch gebaut.

Das 14 Hektar große Westfield Hamburg-Überseequartier umfasst insgesamt 14 Gebäude, mehr als 500 000 Quadratmeter Gesamtfläche, 579 Wohnungen, 170 Flächen für Einzelhandel, Gastronomie und Freizeit, drei Hotels mit mehr als 800 Zimmern, ein Kreuzfahrtterminal und einen unterirdischen Busbahnhof. Herzstück des Quartiers an der Elbe ist eine mit Glas überdachte Fußgängerzone. Den Spatenstich vor rund sieben Jahren übernahm Olaf Scholz (SPD), damals noch Hamburgs Bürgermeister.

Da ein Abschluss der Inbetriebnahme vor der Wintereinzelhandelssaison nicht möglich sei, werde URW in Rücksprache mit den Mietpartnern einen neuen Eröffnungstermin unter Berücksichtigung der Frühjahrs-Einzelhandelssaison festlegen. Zum ursprünglich geplanten Eröffnungstermin am 25. April sollte als Stargast die britische Sängerin Rita Ora ein Konzert geben. Doch den Auftritt machte ein Wasserschaden im Untergeschoss zunichte.

Expertenkritik: Überseequartier ist ein Sargnagel für die Innenstadt

URW rechnet im ersten Jahr nach der Eröffnung mit etwa 12 Millionen Besucherinnen und Besuchern, mittelfristig sollen es um die 16 Millionen sein. Den Angaben zufolge sind inzwischen die Flächen für Einzelhandel, Gastronomie, Unterhaltung und Kultur zu 93 Prozent vermietet, und es bestehe ein starkes Interesse an den verbleibenden Einheiten. Mehr als 75 Prozent der vermieteten Flächen seien zudem entweder bereit zur Eröffnung oder in einem fortgeschrittenen Stadium der Fertigstellung.

Es gab aber auch Kritik an dem Projekt an sich, vor allem mit Blick auf die Zukunft der Innenstadt. So sagte der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein zuletzt, er mache sich keine Sorgen darüber, dass das neue Center funktionieren werde, sehr große Sorgen aber um das Stadtzentrum. «Ich kann nicht verstehen, dass die Stadt Hamburg das bewilligt und so einen regelrechten Sargnagel in die City gehauen hat.» Es sei eine Fehlannahme, dass durch das Überseequartier auch mehr Kunden für die Innenstadt gewonnen würden. «Besucher aus dem Umland werden einfach umgelenkt.»