Hamburg (dpa) – Die Vereinten Nationen haben sich 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene gegeben. Sie gelten weltweit – zu den Zielen gehören ein Ende der Armut und des Hungers, sauberes Wasser und saubere Energie, aber auch menschenwürdige Arbeit, hochwertige Bildung, Klimaschutz und Frieden. Das Problem: Bald neun Jahre nach Inkrafttreten der Ziele hapert es immer noch an der Umsetzung – ein Umstand, den die neue internationale Nachhaltigkeitskonferenz in Hamburg konkret angehen will. Initiatoren sind neben dem Bundesentwicklungsministerium das UN-Entwicklungsprogramm UNDP, die Stadt Hamburg und die Michael Otto Stiftung.
Rund 1.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus mehr als 100 Staaten
Zur Hamburg Sustainability Conference (HSC) reisten rund 1.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus mehr als 100 Staaten an. Sie wollen noch bis einschließlich Dienstag beraten, wie die gesteckten Ziele bis 2030 zumindest annähernd noch erreicht werden können. Zu der Konferenz reisten auch mehrere Staats- und Regierungschefs vor allem aus dem Globalen Süden an. Die Konferenz könnte nach den Vorstellungen der Veranstalter das Pendant zur Münchner Sicherheitskonferenz im Bereich Nachhaltigkeit werden. Es seien bereits mindestens drei solche Konferenzen geplant, die jährlich stattfinden sollen, hieß es.
Es sei gut, dass sich die HSC als mehrjährigen Prozess verstehe, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Eröffnung im Hamburger Rathaus. «Das gegenseitige Vertrauen der Weltgemeinschaft wieder zu stärken und zugleich zu zeigen, mit starken internationalen Partnern können globale Herausforderungen gemeistert werden – das ist das Ziel dieser Konferenz.» Sie leiste einen wichtigen Beitrag dafür, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, weil sie Allianzen zwischen Staaten und Allianzen der Wirtschafts-, Zivilgesellschaft und Wissenschaft ermögliche.
Klimaneutrale Schifffahrt, Batterieproduktion und Finanzarchitektur im Zentrum
Im Zentrum der ersten Konferenz stehen nach Angaben der Veranstalter unter anderem Antworten auf Fragen zu einer klimaneutralen Schifffahrt, zu einer nachhaltigen Batterieproduktion und einer ebensolchen Finanzarchitektur. Vor allem wegen der Finanzfragen ist auch der Präsident der Weltbank, Ajay Banga, nach Hamburg gekommen. Zudem gehe es um das enorme Potenzial der Privatwirtschaft und zivilgesellschaftlicher Akteure für eine nachhaltige Entwicklung.
Die Konferenz behandele drei Kernfragen, sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Wie könnten Investitionen in nachhaltige Entwicklung sicherer und skalierbar werden? Wie könnte die internationale Finanzarchitektur gerechter und wirksamer im Sinne der Nachhaltigkeit werden? Und wie könnten die Potenziale der großen Transformationsprozesse für die Umstellung auf erneuerbare Energien und die Digitalisierung im Sinne der Nachhaltigkeit genutzt werden?
Leiter des UN-Entwicklungsprogramms: Treffen an sich schon ein Erfolg
Für den Leiter des UN-Entwicklungsprogramms UNDP, Achim Steiner, ist das Treffen an sich schon ein Erfolg. Die Welt sei geprägt von Krisen, Konflikten und Kriegen. Dass es in weniger als einem Jahr gelungen sei, ein solches Format zu finden, sei bemerkenswert. Die Konferenz setze ein «Gegenzeichen». Zusammenarbeit stoße auf Interesse – auch die Wirtschaft beteilige sich. «Natürlich, nur Menschen zusammenzubringen, reicht noch nicht», räumte Steiner ein, ließ dabei aber offen, welche Ergebnisse er konkret erwartet.
Der Hamburger Ehrenbürger und Unternehmer Michael Otto kritisierte, dass die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele nicht nachdrücklich genug betrieben werde. Das belaste die multilaterale Zusammenarbeit und zerstöre Chancen nachfolgender Generationen. Auch seien häufig Unternehmen die Ursache, die dem Erreichen der Ziele im Wege stünden, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Otto Group. Er verwies auf den Ressourcenverbrauch der Wirtschaft und ungenügende Arbeitsbedingungen in den Lieferketten. Andererseits, sagte Otto, böten Unternehmen vielfach auch Lösungen an. Handelskammer-Präses Norbert Aust betonte: «Die HSC rückt Hamburg global in den Fokus und macht deutlich, dass wir wirtschaftlich Vorreiter sein können.»
Tschentscher: Hamburg bereit für Entwicklung einer nachhaltigen Zukunft
Tschentscher betonte, mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebe in urbanen Räumen, verbrauche 80 Prozent der weltweiten Energie und sei für 70 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Urbane Räume seien aber auch globale Zentren des gesellschaftlichen und technologischen Fortschritts, vereinten wirtschaftliche Stärke, wissenschaftliche Exzellenz und Innovationskraft. Deshalb hätten die globalen Metropolen auch eine besondere Verantwortung und zugleich das Potenzial, Lösungen für eine nachhaltige Zukunft zu entwickeln. «Hamburg ist dazu bereit», sagte Tschentscher.