Kiel (dpa/lno) – Mehrere Tausend Beschäftigte im öffentlichen Dienst in Schleswig-Holstein haben nach Angaben der Gewerkschaft Verdi bei einem Warnstreik ihre Arbeit niedergelegt. Es seien rund 4.000 Menschen im nördlichsten Bundesland auf den Straßen gewesen, sagte ein Verdi-Sprecher. An einer Demonstration in Kiel nahmen rund 1.500 Menschen teil.
«Das ist ein mehr als klares Signal, wenn in einer so frühen Phase der Tarifrunde die Mobilisierung so hoch ist», sagte die Leiterin des Verdi-Landesbezirks Nord, Susanne Schöttke. Die Arbeitgeber von Bund und Kommunen sollten die Sorgen und Nöte der Beschäftigten ernst nehmen und ihre Blockadehaltung aufgeben.
An dem Warnstreik beteiligten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von kommunalen Krankenhäusern, Kindergärten, Wasser- und Schifffahrtsämtern, Stadtwerken und Schwimmbädern sowie der allgemeinen Verwaltung. In den Krankenhäusern wird sich laut Verdi-Sprecher um Notfälle weiter gekümmert, geplante Termine könnten dagegen verschoben werden.
Gewerkschaft will acht Prozent mehr Geld
Hintergrund der Aktion sind die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst für die Beschäftigten von Bund und Kommunen. Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Lohn für die Angestellten im öffentlichen Dienst, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich sowie höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Zudem solle die Vergütung von Praktika und Ausbildungen um 200 Euro monatlich erhöht werden. Ebenso seien drei freie Tage mehr für die Angestellten nötig.
Die Arbeitgeberseite hat nach Angaben des Sprechers noch kein Angebot vorgelegt. Am 17. Februar soll in Potsdam die zweite Verhandlungsrunde für die Beschäftigten von Bund und Kommunen beginnen.
Weitere Warnstreiks im Norden
Der Sprecher zeigte sich mit dem Warnstreikauftakt zufrieden. «Die Beschäftigten sind auf uns zugekommen und haben gesagt, wir müssen früh was machen», sagte er. In der kommenden Woche soll es zu weiteren Warnstreiks kommen.
«Wir werden den Fokus legen auf Bereiche, die auch wirtschaftlich wehtun», betonte der Verdi-Sprecher. Am aktuellen Warnstreik habe die Verkehrsraumüberwachung in Kiel teilgenommen – sie streike sogar am Mittwoch und Donnerstag: «Das kostet die Landeshauptstadt jeden Tag 15.000 Euro.»
GEW fordert Anreize für Fachkräfte
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert einen Ausgleich für steigende Mieten, Heizkosten und Lebensmittelpreise. «Da wollen die Beschäftigten von Bund und Kommunen logischerweise nicht in die Röhre gucke, sondern mehr Geld im Portemonnaie», sagte die GEW-Landesvorsitzende Franzi Hense.
«Ein funktionsfähiger öffentlicher Dienst braucht gut qualifizierte Fachkräfte – und diese brauchen gute Arbeitsbedingungen», betonte Hense. Ohne eine gute Bezahlung gäbe es die Gefahr, im Wettbewerb mit der Wirtschaft um Fachkräfte den Kürzeren zu ziehen.