
Kiel (dpa/lno) – Knapp zehn Jahre nach der Schließung zweier Mädchenheime der Jugendhilfeeinrichtung Friesenhof in Dithmarschen hat das Landgericht eine Schadenersatzklage der Betreiberin abgelehnt. Die mittlerweile 79-Jährige forderte insgesamt 1,95 Millionen Euro, sagte ein Sprecher des Gerichts. Das Urteil sei bisher nicht rechtskräftig. Die Klägerin habe einen Monat Zeit Berufung einzulegen.
Das Landesjugendamt hatte im Juni 2015 die Betriebserlaubnis für die Mädchenheime «Nanna» und «Campina» widerrufen. Es hatte kontroverse Diskussionen über das Erziehungskonzept des Friesenhofes und die Zustände in den betreffenden Einrichtungen gegeben. Wenige Wochen nach Schließung der beiden Teileinrichtungen meldete der Friesenhof insgesamt Insolvenz an.
Schließung der Mädchenheime war rechtswidrig
Ein Landtagsuntersuchungsausschuss befasste sich eineinhalb Jahre lang mit dem Friesenhof. Er stellte mehrheitlich fest, dass es keine generelle Kindeswohlgefährdung in der Einrichtung gegeben hat. Ein Fehlverhalten der Heimaufsicht wurde darin ebenfalls verneint.
Bereits im Dezember 2019 hatte das Verwaltungsgericht in Schleswig geurteilt, dass die Schließung der zwei Mädchenheime im Juni 2015 rechtswidrig war. Die Gründe für den Widerruf der Betriebserlaubnis waren nach Ansicht des Verwaltungsgerichts nicht ausreichend.
Das Sozialministerium hatte nach dem Urteil die Zulassung der Berufung beim Oberverwaltungsgericht beantragt. Dies wurde 2021 abgelehnt. Damit war der Weg frei für eine zivilrechtliche Klage. Diese wurde nach Angaben des Gerichtssprechers im September 2021 eingereicht.