Kiel (dpa/lno) – Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein geht davon aus, dass die Fernwärmepreise in vielen Netzgebieten Norddeutschlands zum Jahresstart sinken. Das liege an den niedrigeren monatlichen Gasdurchschnittspreisen, sagt VZSH-Energieexperte Tom Janneck.
Auch Schleswig-Holsteins Landeskartellbehörde für Energie rechnet damit, dass sich der Zeitverzug in der Preissetzung der Fernwärmeversorger 2025 «nunmehr zum Wohle des Kunden auswirkt und die Wärmepreise in diesem Sektor rückläufig sein werden», wie Sprecherin Martina Gremler sagt.
In der Landeshauptstadt Kiel werden Fernwärmekunden 2025 im Schnitt rund 16 Prozent weniger zahlen als im zu Ende gehenden Jahr, sagt Stadtwerke-Sprecherin Britt Mielke. Der Durchschnittspreis für einen Haushalt in einem Mehrfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 130 Megawattstunden sinke in Kiel demnach von 17,23 Cent auf 14,39 Cent je Kilowattstunde. Für einen durchschnittlichen mit Fernwärme versorgten Haushalt bedeutet die Preissenkung eine jährliche Ersparnis von 370 Euro.
Schon 2024 war der Preis gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent gesunken. Aktuell versorgen die Stadtwerke Kiel rund 11.000 Objekte und somit insgesamt über 74.500 Haushalte, Firmen und öffentliche Institutionen mit Fernwärme.
«Moderate Preiserhöhung» in Lübeck
Bei den Stadtwerken Lübeck hätten sich die Nettopreise für Fernwärme ohne Berücksichtigung der Wärmepreisbremse von 2023 auf dieses Jahr um etwa 30 Prozent reduziert, sagt Sprecherin Anna-Lena Schildt. 2025 ergebe sich für den neuen Fernwärmetarif ab 1. Januar eine im Bundesvergleich sehr moderate Preiserhöhung. Die Preise für 2025 im alten Preissystem bildeten sich noch.
Die Stadtwerke Lübeck versorgen 1.800 Kunden mit Fernwärme. Diese Zahl setze sich zusammen aus Einfamilienhäusern, Gebäuden von Wohnungsgesellschaften und Industrie- und Gewerbe-Einheiten.
Bei den Stadtwerken Flensburg sinkt der Arbeitspreis für eine Megawattstunde um 20 Prozent von 165,86 Euro auf 132,70 Euro.
Auch bei den Stadtwerken SH, die 2.000 Kunden in Rendsburg, Eckernförde und Schleswig mit Fernwärme versorgen, rechnet Sprecherin Sabine Windmann-Scheffer mit geringeren Beschaffungskosten. Zum Jahresbeginn 2025 plane man mit sinkenden Arbeitspreisen. «Wir rechnen hier mit einer Reduzierung zum 1. Quartal 2025 von etwa 1,5 Prozent.» Eine genaue Jahresprognose sei aber schwer zu treffen.
Wohnungsverband fordert mehr Transparenz
Der Direktor des Verbandes Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Andreas Breitner, fordert eine unabhängige Behörde auf Bundes- oder Landesebene, die für Transparenz bei der Preisgestaltung sorgt. Er halte es auch für sinnvoll, wenn Energieversorger als gemeinnütziges Unternehmen eingestuft und so deren Gewinne gedeckelt würden.
«Mieterinnen und Mieter von VNW-Unternehmen erleben derzeit, dass Fernwärmeanbieter höhere Nachzahlungen verlangen und die Vorauszahlungen erhöhen, sollte das nicht schon früher geschehen sein», sagt Breitner.
Damit die Kosten für die Sanierung und den Neubau von Fernwärmeleitungen nicht auf die Mieterinnen und Mieter abgewälzt werden, sei eine umfangreiche und dauerhafte öffentliche Förderung unverzichtbar, sagt der VNW-Direktor.