Hamburg (dpa/lno) – Aus Mangel an Räumlichkeiten setzt Hamburg bei der Unterbringung Geflüchteter weiterhin auch auf Zelte. Zusätzlich zu bestehenden Zelten sei die Aufstellung an drei Standorten zur Ergänzung dortiger Wohnunterkünfte geplant, teilte die Sozialbehörde auf Anfrage der Linksfraktion mit. Es gehe darum, «vor dem Hintergrund der starken Auslastung des Gesamtsystems der öffentlichen Unterbringung dringend benötigte Reservekapazitäten für den Bedarfsfall zu schaffen». Die Rede ist von insgesamt mehr als einem Dutzend Zelten mit insgesamt 140 Notfallplätzen, die sich auf die Standorte Curslacker Neuer Deich, Stapelfelder Straße 7 und Wetternstraße verteilen. Die Zelte sollen Anfang kommenden Jahres betriebsbereit sein. Zuvor hatte der NDR berichtet.
Den Angaben zufolge gibt es bereits Zelte am Interimsstandort Schnackenburgallee sowie am Notstandort Schlachthofstraße. An der Schnackenburgallee seien zum Stichtag 30. Oktober keine Zelte belegt gewesen. Die Plätze dienten aber der Reserve. Sie sollten mittelfristig durch Container ersetzt werden. Am Notstandort Schlachthofstraße seien zum Stichtag 30. Oktober 163 von 180 Plätzen in Zelten belegt gewesen.
Teils lange Unterbringungsdauern
Aus der Antwort geht außerdem hervor, dass die Menschen mitunter monatelang in eigentlich als Zwischenlösung gedachten Standorten untergebracht sind. Die durchschnittliche Verweildauer für den Standort Schlachthofstraße, wo sich die meisten Plätze in einer Halle befinden, betrug demnach zuletzt fast sieben Monate und die längste mehr als 21 Monate. Die durchschnittliche Verweildauer am Interimsstandort Schnackenburgallee betrug demnach zuletzt mehr als 13 Monate und die längste etwa 28 Monate. Das Gesamtsystem zur Unterbringung war laut Behörde zum Stichtag 30. Oktober nahezu komplett ausgelastet (97,8 Prozent).
Carola Ensslen von der Linksfraktion kritisierte die nach Ihrer Aussage sehr schlechten Bedingungen an vielen der Not- und auch Interimsstandorten. Sie sprach von schlechtem Zustand sanitärer Anlagen und Schimmelproblemen sowie fehlenden Möglichkeiten, sich selbst Essen zuzubereiten. Die teils langen Unterbringungsdauern machten krank und seien integrationsfeindlich. «Die Verweildauern in den Unterkünften mit niedrigstem Standard müssen drastisch reduziert werden.»