Fragment vom Teppich von Bayeux in Schleswig präsentiert

Das Teppichstück soll an Frankreich zurückgegeben werden.
Das Teppichstück soll an Frankreich zurückgegeben werden. Foto: Frank Molter/dpa

Schleswig (dpa) – Auf den ersten Blick sind es unscheinbare, kleine textile Gewebereste, auf den zweiten eine Sensation: Das Landesarchiv Schleswig-Holstein hat heute erstmals die in einem Nachlass entdeckten Fragmente des weltberühmten Teppichs von Bayeux präsentiert. Bereits die Einladung zur Vorstellung des Fragments vor wenigen Wochen habe für internationale Aufmerksamkeit gesorgt, sagte Archivleiter Rainer Hering in Schleswig. 

«Ich glaube, es gibt kaum ein Archiv weltweit, das eine solche weltweite Resonanz hat, wie wir hier mit diesem relativ unscheinbaren, aber eben doch bedeutenden Teilchen des Teppichs von Bayeux.»

Teppichfragment war im Nachlass des Textilarchäologen Schlabow 

Das nur wenige Zentimeter große Teppichstückchen kam im Zweiten Weltkrieg nach Schleswig-Holstein und gehört zum Nachlass des bekannten schleswig-holsteinischen Textilarchäologen Karl Schlabow (1891-1984), der seit 2022 im Landesarchiv liegt.

Schlabow war laut Landesarchiv als Teil einer deutschen Wissenschaftlergruppe von der SS-Einrichtung «Deutsches Ahnenerbe» ab 1941 mit der Neuvermessung des Teppichs von Bayeux beauftragt. Im Rahmen dieser Tätigkeit wurde das Stück nach Angaben des Landesarchivs von der Unterseite des Teppichs entnommen.

Teppich von Bayeux hat eigenes Museum in Frankreich

Der etwa 68 Meter lange Teppich von Bayeux wurde im 11. Jahrhundert gefertigt. Der Wandteppich aus Leinen zeigt in 58 Einzelszenen die englisch-normannische Geschichte von 1046 bis zur Landung von Normannen aus Frankreich in England im Jahr 1066. Er zählt seit 2007 zum Weltdokumentenerbe. «Und es ist, so habe ich es wahrgenommen, ein Stück französischen Nationalheiligtums», sagte Hering. 

Seit 1982 gibt es in der Normandie ein eigens für den Teppich errichtetes Museum. Das Schleswiger Teppichfragment soll noch in diesem Jahr Frankreich zurückgegeben werden. Zuvor soll es aber noch im Rahmen der Ausstellung «Wikingerdämmerung – Zeitenwende im Norden» (16. April bis 2. November) auf Schloss Gottorf in Schleswig zu sehen sein.