Freitagsgebet vor geschlossener Blauer Moschee

Es sei das Recht der Gläubigen, sich öffentlich zum Gebet zu versammeln, sagt ein Prediger vor der Blauen Moschee.
Es sei das Recht der Gläubigen, sich öffentlich zum Gebet zu versammeln, sagt ein Prediger vor der Blauen Moschee. Foto: Martin Fischer/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Dreieinhalb Wochen nach dem Verbot des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) und der Schließung der Blauen Moschee haben sich vor dem Gotteshaus an der Alster erneut Gläubige zum Freitagsgebet versammelt. Gut 100 Männer und Frauen beteten auf der Straße vor der von der Polizei abgesperrten Moschee. Man werde nicht aufhören, sich dort zu versammeln, sagte ein Prediger. Um einen störungsfreien Verlauf des Gebets zu gewährleisten, hielt die Polizei regimekritische Exiliraner auf Distanz.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte das IZH und fünf ihm zugeordnete Teilorganisationen am 24. Juli als «bedeutendes Propagandazentrum Irans in Europa» verboten. Der Verein verbreite als direkte Vertretung des iranischen «Revolutionsführers» in aggressiv-kämpferischer Weise die Ideologie der sogenannten Islamischen Revolution in Deutschland, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums.

Bundesweit hatte die Polizei Vermögen und Einrichtungen des Zentrums und seiner Teilorganisationen beschlagnahmt. Seitdem steht auch die Blaue Moschee unter Verwaltung des Bundes. 

IZH sieht Grundrecht auf Religionsausübung durch Moschee-Schließung verletzt

Anfang der Woche hatte das IZH beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Klage gegen das Verbot eingereicht. Oberstes Ziel sei es, die Blaue Moschee wieder für die Gläubigen zu öffnen, hieß es von den Prozessvertretern des IZH. Mit der Schließung der Imam-Ali-Moschee – so der offizielle Name des schiitischen Gotteshauses in Hamburg – entziehe das Bundesinnenministerium den sich dort versammelnden gläubigen Schiiten eine wichtige Glaubenseinrichtung und hindere sie an der im Grundgesetz verankerten, freien und ungestörten Religionsausübung. 

Seit der Schließung der Moschee versammeln sich regelmäßig Gläubiger auf der Straße, um ihr Freitagsgebet abzuhalten. Dies werde auch nicht aufhören, sagte der Prediger. «Wir werden uns versammeln. Wenn man es uns hier verbietet, werden wir es woanders machen – nicht um zu provozieren, sondern weil wir wissen, dass es unser Recht ist, unsere Gebete auszuführen.»

Iranische Regimekritiker warnen vor Wiederöffnung der Moschee

Die iranischstämmige Frauenrechtlerin und Vorsitzende des Vereins Kulturbrücke Hamburg, Hourvash Pourkian, warnte unterdessen vor einer weiteren Nutzung der Blauen Moschee als Gotteshaus, solange die Islamische Republik bestehe. Die Regierung in Teheran werde nicht aufhören, zu versuchen, Einfluss auch auf eine säkulare Führung der Moschee zu nehmen, sagte Pourkian der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb sehe sie ein Sicherheitsrisiko: «Von dem Regime ist alles zu erwarten.»

In der Stadt läuft seit Wochen die Diskussion um die künftige Nutzung des markanten Sakralbaus in bester Alster-Lage. Die Regierungsparteien SPD und Grüne setzen sich dafür ein, dass die Moschee weiter als Ort des Glaubens und der Kultur erhalten bleibt und auch die Exil-Iraner mit in die Planungen einbezogen werden.