Kiel (dpa/lno) – Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) sieht in Norwegen einen strategischen Partner bei der Transformation der Energieversorgung. Norwegen habe eine lange Tradition als Energielieferant der Bundesrepublik, teilte Goldschmidt vor einer am Montag beginnenden Reise nach Norwegen mit. «Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat uns die Bedeutung des Energiehandels beider Länder nochmals ganz deutlich vor Augen geführt.» Norwegisches Erdgas habe maßgeblich dazu beigetragen, dass Deutschland gut durch die Energiekrise gekommen sei.
«Auf unserem Weg hin zur Klimaneutralität wird Norwegens Bedeutung als strategischer Energiepartner abermals zunehmen: als Lieferant für grünen Strom, grüne Gase oder auch als Kooperationspartner für die Nutzung und Speicherung von CO2-Restemissionen», so der Minister. Norwegen werde zu einem der europäischen Hauptproduzenten sogenannter grüner Gase werden. Darunter fällt unter anderem Wasserstoff, der mithilfe von Strom aus Wasserkraft, Wind- oder Solarenergie erzeugt wird. Weil er aus regenerativen Quellen stammt, nennt man ihn grünen Wasserstoff.
Schleswig-Holstein soll profitieren
Schleswig-Holstein hat nach Goldschmidts Überzeugung mit seinen Häfen und den geplanten Leitungen des Wasserstoffkernnetzes eine ideale Position, um sich zu einer europäischen Wasserstoff-Drehscheibe zu entwickeln. Mit der Gasinfrastruktur im Elbehafen Brunsbüttel, den Industrieunternehmen des ChemCoastParks sowie den geplanten Leitungen des Wasserstoffkernnetzes werde Schleswig-Holstein viel Wasserstoff benötigen. «Ich werde die Gespräche in Norwegen auch dafür nutzen, um für eine enge Zusammenarbeit im Bereich grüner Gase zu werben. Die geplante Transportpipeline zwischen Norwegen und Niedersachsen muss auch für Schleswig-Holstein zum Gewinnerprojekt werden.»
Gespräche mit verschiedenen Unternehmen
Geplant seien außerdem Gespräche zum Thema Offshore-Windenergie. Das deutsche Ausbauziel von 70 GW bis 2045 sei eine große Chance auf volle Auftragsbücher für die Anlagenhersteller und Werften. So würden Konverter-Plattformen gebraucht, die in Norwegen teils schon errichtet werden. «Wie auch Schleswig-Holstein stärker an diesem Markt teilhaben kann und was es dafür braucht, darüber werde ich in den kommenden Tagen intensiv sprechen», sagte Goldschmidt.
Bis zum 1. August will der Minister in Norwegen unter anderem eine Offshore-Konverterplattform des Übertragungsnetzbetreibers Tennet besichtigen und Gespräche bei Heidelberg Materials Sement Norge, Wintershall, Yara und der Deutschen Botschaft führen.